
© Forbes Massie
Dem Prinzip folgend, aus der Not eine Tugend zu machen, wurde Rotterdam mit seinem geringen historischen Gebäudebestand nach Ende des Zweiten Weltkrieges zum experimentellen Stadtraum für neue und innovative Architektur. Besonders in den vergangenen 20 Jahren erfuhr Rotterdams Stadtbild eine rasante Transformation, die sich primär in der heutigen Skyline abbildet. Inmitten dieser Riesen befindet sich mit dem 100 Jahre alten Postkantoor, das ehemalige Postamt der Stadt, eines der wenigen historischen Gebäude. Das Monument an der Coolsingel soll nun unter dem Projektnamen POST Rotterdam wieder ein lebendiger Teil des blühenden Stadtgefüges werden. Mit POST Rotterdam entwickelt das amerikanische Architekturbüro ODA New York ein beispielhaftes Revitalisierungsprojekt auf 58.000 m2. Ziel des architektonischen Konzeptes ist es, sowohl die Geschichte des Gebäudes angemessen zu würdigen als auch durch eine attraktive Mischung aus Wohnen, Einzelhandel und Gastronomie zur Belebung des Stadtzentrums beizutragen.
Der bestehende Innenhof auf der Rückseite des Postkantoors an der Straße Rodezand wird zukünftig von einem 150 m hohen Turm überbaut, dessen Sockel den Innenhof mit der Great Hall des Postkantoors verbindet. In Anlehnung an die bestehenden Gebäudestrukturen greift ODAs Design Fassadenelemente des Postkantoors auf und überträgt sie in Form eines steinernen Gitters auf die Fassade des Turms. Individuelle Fenster verschiedener Größen und Formen versorgen das Gebäudeinnere mit Tageslicht und verleihen dem Turm im Vergleich zur Skyline einen einzigartigen Charakter.

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Die restaurierte, im Jahr 1916 erbaute und 22,5 m hohe Great Hall wird künftig das Herzstück für die öffentliche Nutzung bilden. Die Halle verfügt über ein gewölbtes Dach und wird dank der bereits bestehenden Eingänge seitens der Straßen Coolsingel und Meent sowie über einen neuen Zugang seitens der Rodezand von allen Seiten begehbar sein. Innerhalb der Halle sowie im Innenhof werden künftig Einzelhandel, Galerien und Gastronomie-Angebote untergebracht sein. Die freie Sicht auf die Straßen Coolsingel und Rodezand werten zudem das urbane Erlebnis einiger dieser Lokalitäten auf. In den oberen Geschossen des Turms, die zu Zeiten des Postbetriebs von Postangestellten genutzt wurden, wird künftig ein 5-Sterne-Hotel der Hotelkette Kimpton einziehen. Oberhalb des Hotelbetriebs entstehen zusätzlich Wohnungen.
Das anspruchsvolle Projekt wird gemeinsam mit der Omnam Investment Group durchgeführt, die weltweit erfolgreiche Projekte dieser Art zu ihrem Portfolio zählt und nun auch dem Postkantoor zu neuem Leben verhelfen will. Das Unternehmen führte bereits eine umfangreiche Bestandsaufnahme der gegebenen Architektur durch und entschied sich gemeinsam mit der Stadt Rotterdam für die Realisierung des Entwurfs von ODA. Für die Umsetzung arbeitet das New Yorker Büro in enger Zusammenarbeit mit Braaksma & Roos Architectenbureau, deren Fachkompetenz u. a. in der identitätsstiftenden Transformation bestehender liegt und somit qualifizierte Partner bei der gleichzeitigen Erhaltung und Neugestaltung der ehemaligen Postzentrale sind. Weitere Unterstützung erhält ODA vom lokalen Architekturbüro ABT, das ebenfalls über umfangreiche Expertise auf diesem Gebiet verfügt.

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Im Zuge der stetig steigenden Einwohnerzahl verdichtet sich auch die Rotterdamer Skyline zunehmend. Mit dem zukunftsweisenden Mixed-Use-Konzept, wird die niederländische Metropole um einen zentralen Treffpunkt reicher und greift damit auch den historischen Charakter des Postgebäudes auf, das seinerzeit ebenfalls als beliebter Treffpunkt galt. Der neue Komplex lässt die Grenzen zwischen öffentlichen und privaten Räumen zerfließen und schlägt darüber hinaus die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Der Baustart zu POST Rotterdam erfolgte im Jahr 2019. Die Fertigstellung ist für 2021 geplant und die Eröffnung wird 2022 erwartet.
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