
© schneider+schumacher
Mit imposanten 95 m ragt das Collini-Center an der Neckarpromenade in die Höhe und drängt der brutalistischen Betonarchitektur der 70er Jahre den Blick des Betrachters geradezu auf. Wohnen, Arbeiten und Freizeit unter einem Dach zu vereinen – so lautete einst die Philosophie des Architekten Karl Schmucker, der sich für den zweistufigen Gebäudekomplex verantwortlich zeigt. Rund 1.300 Menschen wohnen heute in dem 95 m hohen Wohnturm. In dem kleineren, sanierungsbedürftigen Büroturm sind seit rund 35 Jahren die technischen Ämter sowie weitere städtische Einrichtungen der Stadt Mannheim untergebracht. Da der Büroturm eine derart marode Bausubstanz aufweist, ist er seit 2012 eingehüllt, um Passanten von herabfallenden Betonteilen zu schützen. Dass dies kein fortwährender Zustand sein kann, liegt auf der Hand. Da sich eine Sanierung in geschätzter Höhe von 70 Mio. Euro für die Stadt in keiner Weise als wirtschaftlich erwiesen hätte, entschied sich diese letztendlich für einen Neubau. Mit dem Baufeld 5 im Glücksteinquartier hätte hierfür wohl kaum ein besserer Standort gefunden werden können. Das Glücksteinquartier bildet neben der Entwicklung der großen Konversionsareale das wohl bedeutendste Stadtentwicklungsprojekt in Mannheim. Auf einem ca. 33 ha großen Areal entsteht südlich des Hauptbahnhofes mit dem Glücksteinquartier ein völlig neues Stadtquartier mit Bürogebäuden, Wissenschaftseinrichtungen, Wohnnutzungen sowie öffentlichen Räumen. Mit dem Spatenstich für den Neubau des Technischen Rathauses erschien im Juli 2018 schließlich ein weiterer Kran an der Skyline Mannheims größter innerstädtischer Baustelle.

© schneider+schumacher
Der Entwurf für das Neue Technische Rathaus stammt aus der Feder des renommierten Frankfurter Büros schneider+schumacher, das sich in dem von der Bauherrin GBG ausgelobten Wettbewerb gegen 18 weitere Büros durchsetzen konnte. Das Wettbewerbsergebnis sieht einen gut proportionierten städtischen Block mit einer Bruttogrundfläche von 26.000 m2, einem Hochausteil als Eckbetonung sowie einem begrünten Innenhof vor, der den Mitarbeitern als Ort der Erholung zur Verfügung steht. Der zweigeteilte 13-stöckige Büroturm sticht besonders hervor und erreicht eine maximale Höhe von 56 m. Die gläserne Gebäudefassade soll durch ihre Blickdurchlässigkeit den öffentlichen Charakter des Verwaltungsgebäudes betonen. Besonders im Erschließungsbereich des Hochausteils wird dem Betrachter maximale Transparenz gewährt und entsprechende Blickbeziehungen zu Bahnhof und Innenstadt hergestellt. Damit steht das Gebäude stets auch im Dialog mit seiner gebauten Umgebung. Die Glasfassade wird hier und da von farblichen Akzenten durchbrochen: etwa in Form von blassgoldenen Aluprofilen, die gar vorsehen, die Farben des Mannheimer Schlosses neu zu interpretieren.
Der Haupteingang des Gebäudes verläuft entlang der Glücksteinallee. Entlang dieser Kante ist der Gebäudekörper lediglich als viergeschossiges Bauwerk ausformuliert. Durch einen großzügigen Rücksprung zum Straßenraum wird ein besonderer Fokus auf den Menschen gelegt: Es entsteht Raum für Fußgänger, Fahrradstellplätze sowie eine einladende Eingangssituation zum öffentlichen Bistro mit Zugang zum Innenhof. Über den Haupteingang gelangen Besucherinnen und Besucher in das Foyer des Technischen Rathauses sowie zum Bürgerservice im Erdgeschoss. Im zweiten Obergeschoss ist ein einladender Dachgarten vorgesehen, der sich der Kindertagesstätte zuordnet. Spätestens im Frühjahr 2021 soll die Verwaltung mit rund 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in das Gebäude einziehen können.
Mit dem repräsentativen und dennoch bescheidenen Neubau geht die Stadt Mannheim einen entscheidenden Schritt, um sich zukünftig auch als Arbeitgeberin attraktiv aufzustellen. Vor dem Hintergrund des bundesweiten Fachkräftemangels sind auch in der Mannheimer Verwaltung Möglichkeiten für neue Arbeitsformen gefordert – natürlich ohne die traditionellen Bürostrukturen gänzlich aufgeben zu müssen. Ein Büro in einem transparenten und hochmodernen Gebäudekomplex im Herzen von Mannheim, bei dem einem auf 53 m der Blick über ein sich wandelndes Mannheim geboten wird, ist dabei womöglich eine erste Antwort auf die Frage, wie sich die Stadt zukünftig als attraktive Arbeitgeberin aufstellen möchte.
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