VREDEN: GESCHICHTE

© Münsterland e. V. / Foelting

Die kleine Stadt Vreden ganz in der Nähe der niederländischen Grenze kann auf eine über 1.200 Jahre lange Geschichte zurückblicken. Greifbar wird die Vergangenheit der ehemaligen Hafenstadt im modernsten Gebäude der Stadt: Das kulturhistorische Zentrum kult vereint in sich Bestandsbauten aus den unterschiedlichsten Epochen und setzt auch den Fluss Berkel wieder angemessen in Szene. Mithilfe gelungener Ausstellungsarchitektur und verschiedener Archivräume wird hier außerdem die Geschichte sowohl für Laien als auch für Fachpublikum zugänglich. Als Ausstellungort, Kultur- und Veranstaltungszentrum, das darüber hinaus als Sitz des Stadtmarketings fungiert und das Stadtarchiv Vreden mit dem Kreisarchiv Borken vereint, ist das kult zum kulturellen Herzen der Stadt geworden.

Bis ins 14. Jahrhundert reichen die architektonischen Wurzeln des Baus. Zu dieser Zeit entstand der Pulverturm, der heute die nordöstliche Ecke bildet. Seine Überreste wurden erst im Rahmen der Bautätigkeiten hinter einer Fassade der 50er Jahre wiederentdeckt. An ihn schließt das Armenhaus aus dem 16. Jahrhundert an. Neueren Datums sind das Archivgebäude aus den 70er und der Verwaltungsbau aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Ergänzt um zwei Neubauten und mit einer Fassade, die sämtliche Bauteile übergreift, präsentiert sich das ehemals heterogene Ensemble heute wie aus einem Guss. Die große Aufmerksamkeit für gestalterische Details verhindert dabei den Eindruck eines übergroßen Kolosses. Stattdessen wirkt der Bau seiner Umgebung entsprechend kleinteilig und lebendig – auch dank der abgestuften Farbigkeit der Gebäudehülle und einer dynamischen Dach- und Fassadenlandschaft.

© Münsterland e. V. / Foelting // Der Luftraum des Treppenhauses verbindet Atrium und Ausstellungsräume.

Doch nicht nur durch die äußere Gestaltung ist es Architektinnen und Architekten gelungen, scheinbar Unvereinbares gekonnt zu verbinden. Dem prominentesten Stück der Ausstellung, einem über 1.000 Jahre alten Messgewand des Heiligen Sixtus, der sogenannten Sixtus-Kasel, wird eine besondere Bühne bereitet. Um das empfindliche Exponat, das eigentlich keinerlei Lichteinstrahlung ausgesetzt werden darf, trotzdem zugänglich zu machen, wurde ein gänzlich abgedunkelter Raum mit schwarzen Wänden und dunklem Boden entwickelt, dessen sparsame Beleuchtung nur dann zum Einsatz kommt, wenn er betreten wird. Aus dieser introvertierten Inszenierung sind es nur wenige Schritte bis zum hellsten Ort des Gebäudes: In einem beeindruckenden Kontrast weiten im anschließenden Vorraum zwei Fenster von beachtlicher Größe den Blick und rahmen die zwei benachbarten Kirchen im Stadtpanorama.

© Münsterland e. V. / Foelting // Die skulpturale Treppenanlage bildet einen stimmungsvollen Auftakt.

Der neue Kopfbau im Westen des Komplexes bildet den einladenden Eingangsbereich und Auftakt zu dem Ensemble. Sein Foyer öffnet sich in sämtliche Richtungen: zum umgebenden Stadtplatz mit einer umlaufenden Fensterfuge und zu den anschließenden Bereichen mit einem dreigeschossigen Luftraum, der Einblicke bis tief ins Gebäude zulässt. Der nüchterne Raum mit seinen Sichtbetonwänden, den scharf geschnittenen Öffnungen und der klaren Treppenlandschaft, die in die Ausstellungsgeschosse führt, hat sich, auch dank der überraschend guten Akustik, als beliebter Raum für Lesungen, Konzerte und andere Veranstaltungen etabliert. Ganz wie seine Architektur, will das Kulturzentrum auch mit seinem Programm Verbindungen schaffen und versteht sich als „Bindeglied zwischen gestern, heute und morgen.“ Glücklich die Institution, deren inhaltliche Ausrichtung eine derart treffende architektonische Manifestation erfährt.

Das Programm findet sich auf der Webseite: www.kult-westmuensterland.de

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