
© MVRDV
Das sich in Düsseldorf-Flingern befindliche Fachmarktzentrum mit dem Namen B8 Center besteht unter anderem aus Läden des täglichen Bedarfs, einer Bowling-Bahn und einem Tanzcenter – orientiert an den Bedürfnissen des motorisierten Individualverkehrs. Ein großer Anteil an Parkflächen, erheblicher Leerstand der Ladenlokale sowie eine knapp 100-prozentige Versiegelung der Grundstücksfläche machen das B8 Center zu einem unattraktiven Aufenthaltsort im Stadtteil Flingern-Süd. Trotz der verkehrsgünstigen Lage an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte Düsseldorfs ist das B8 Center auf Grund der aktuellen Auslastung selbst für lokale Kundschaft wenig interessant.
Nach dem Erwerb im Jahr 2020 stellte sich Cube Real Estate die Frage, was auf dem rund 22.000 m² großen Grundstück entstehen sollte. Bereits bei dem Nachbarprojekt Cube Central 378 wurde in einem auf diese Art und Weise erstmalig aufgesetzem kooperativen Planungsprozess ein neues Quartier entworfen. Durch die dort gewonnenen Erkenntnisse wurde eine innovative Beteiligungsstruktur auch für das Projekt B8 Center gewählt. Das Verfahren der Planwerkstatt 378 konnte auf das Projekt im B8 Center angepasst und übertragen werden. Um den komplexen Anforderungen des Standortes in Flingern-Süd gerecht zu werden, hat das international renommierte Planungsteam, bestehend aus MVRDV, LOLA Landscape Architects und der Planersocietät Dortmund, eine zukunftsfähige und qualitätsvolle Neuplanung erarbeitet. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit Bevölkerung, Eigentümerin, Stadtverwaltung und Planenden sowie unter beständiger Einbeziehung der Politik. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit standen dabei zu jeder Zeit im Vordergrund. Das kooperative Planverfahren erhielt schon bald einen Arbeitstitel: GemeinschaftsWerk Flingern! Gemeinsam Neues schaffen!
Mit dem gemeinsamen Ziel, auf dem Grundstück des heutigen B8 Centers zukünftig ein neues, lebendiges Quartier zu entwickeln, das das Lebensgefühl des Stadtteils Flingern-Süd aufgreift. Mit einem hohen Anteil an Wohnungen sowie Büro- und sonstigen Nutzungen wird das neue Quartier vielfältige Möglichkeiten der Zusammenkunft bieten, zudem wird ein großer Teil der Fläche entsiegelt.
Neues Leben im Quartier

geplantes Quartier // © MVRDV
In gemeinsamen Workshops haben alle Beteiligten ein bunt gemischtes, nachhaltiges Quartier erarbeitet. Insgesamt werden ca. 60.000 m² BGF geplant: Ein hoher Anteil wird Wohnnutzung mit einem stark differenzierten Wohnungsmix werden und 50 Prozent der Wohnungen werden geförderte bzw. preisgedämpfte Wohnungen sein. Eine heterogene Bewohnerstruktur ist aufgrund des Nutzungsmixes sichergestellt und eine neue Kita, ein Lebensmitteldiscounter sowie weitere gemeinschaftliche Flächen runden das Konzept ab. Auch ein umfangreiches Mobilitätskonzept mit einem Car- und Bike-Sharing-Angebot ist geplant, das auch für die Nachbarquartiere zugänglich sein wird. Zudem sind Büroflächen vorgesehen, um das Quartier besonders tagsüber weiter zu beleben – das geplante Hochhaus wird als neue Landmarke Düsseldorfs herausstechen. Hinzukommen die positiven ökologischen Veränderungen: Der Versiegelungsanteil wird deutlich verringert, da nur maximal 50 Prozent der Fläche voraussichtlich versiegelt werden wird. Auch die vorhandenen Freiflächen werden klimagerecht gestaltet und teilen sich auf in öffentliche, teilöffentliche sowie private Freiflächen. Die sogenannte Grüne Mitte wird geprägt durch einen hohen Anteil an Grünflächen, die vielfältig nutzbar sein werden. Ergänzend sind Fassaden- und Dachbegrünungen sowie Photovoltaik-Anlagen und ein Fernwärmeanschluss geplant.

„Grüne Mitte“ // © MVRDV
Gemeinsam für die Zukunft
Das Projekt mit dem GemeinschaftsWerk Flingern ist bisher einmalig in Düsseldorf und wegweisend für kommende Beteiligungsverfahren: Das Planungsteam konnte sowohl Stadtgesellschaft als auch Nachbarschaft durch die neue Art des kooperativen Planverfahrens intensiv einbinden. Neben der Förderung der Zufriedenheit und langfristigen Akzeptanz des Vorhabens der Nachbarschaft konnte bereits zum heutigen Zeitpunkt eine Begeisterung in Bezug auf das Quartier festgestellt werden. Das Planverfahren ist eine Blaupause für künftige Beteiligungsverfahren. Der Prozess diente der Vorbereitung des Bebauungsplanverfahrens, das dank der gemeinsamen Erarbeitung mit der Nachbarschaft und des neu gegründeten Empfehlungsgremiums starten konnte. Durch die transparente und offene Kommunikation auf Augenhöhe wuchs das Vertrauen in die Verantwortlichen. Durch die Wahl des Beteiligungsverfahrens wurde und wird kontinuierlich sichergestellt, dass die Wünsche und Belange bzw. Ziele aller Beteiligten zu einem optimalen Kompromiss führen, und so wurde auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit – Stand heute – positiv beeinflusst.
Die Governance von Projekten spielt insbesondere in der Planungs- und Bau-, aber auch in der Nutzungsphase eine wichtige Rolle. Auch während der Betriebsphase sollen die nachhaltigen Ziele sichergestellt werden. Dies sollen beispielsweise Green-Lease-Verträge und die Erfüllung der Kriterien der Zertifizierungen garantieren. Hinsichtlich der Steuerung, Überwachung und Kontrolle der Einhaltung bzw. der Umsetzung der Projektziele finden Reportings an die Investoren und regelmäßige Feedback-Runden sowie Frage-Antwort-Stunden mit der Nachbarschaft statt. Die Zertifizierung wird bereits zum frühen Zeitpunkt der Planung durch Auditoren zusätzlich begleitet und überwacht. Über das kooperative Planverfahren wurden alle Stakeholder intensiv eingebunden. Alles in allem profitieren Anwohnende, die Stadt, Planende und Investoren von der Ortskenntnis, der Expertise und der intensiven Beteiligung der Gesellschaft.

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