TROTZ BREXIT BOOMT IN LONDON DIE STADTENTWICKLUNG

Bauprojekte in Hülle und Fülle. Eigentlich war ja trübe Stimmung angesagt, nachdem die Briten in ihrem Referendum vor drei Monaten entschieden hatten, dass sie die Europäische Union bald verlassen und ihren eigenen Weg gehen wollen: die Wirtschaft würde einbrechen, geplante Projekte auf der Strecke bleiben. Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen zeigt jedoch: Stadt- und Bauvorhaben florieren prächtig – besonders in der Metropole London.

Das verdeutlicht unter anderem der jüngste Report der Crowdinvesting-Plattform BrickVest. Demnach geben 38 Prozent der befragten Investoren an, in Immobilien in London investieren zu wollen, noch vor Berlin mit 36 Prozent, München (31 Prozent) und Paris (22 Prozent). Auch die öffentliche Hand mobilisiert kräftig Gelder für die Stadtentwicklung. Drei Beispiele, die den Trend belegen: Da wäre erstens das Design Museum. Bisher sollte der Besucher einen Spaziergang entlang des Südufers der Themse machen, um zum etwas weiter abseits gelegenen Museum mit Fokus auf zeitgenössischem Design zu gelangen: „Before Tate was built there was a sense that contemporary art was somehow at the periphery of things, something that even seems not relevant to the mainstream of British life. It’s changed so much. We can do that with design as well,“ meint Museumsdirektor Deyan Sudjic. Also plante man ein neues Haus, schloss das alte im Sommer 2016, um es in diesem Monat, am 24. November, wieder neu zu öffnen. Diesmal wird alles etwas größer sein mit mehr Platz für Kunstobjekte und Besucher, und auch die Location ist zentraler: mitten im schicken Kensington gelegen, direkt am Holland Park, nur einen Steinwurf entfernt von anderen Hotspots der Kultur- und Kunstszene wie dem Royal College of Art, dem Victoria and Albert Museum oder den Serpentine Galleries.

Die Pläne für die Umgestaltung des aus den 1960er Jahren stammenden Gebäudes kommen vom stadtansässigen Architekten John Pawson. Zweites Beispiel: Londons neue „Cycle Superhighways“ – weitläufige Fahrradstrecken, die Orte, die sich außerhalb der Stadt befinden, mit dem Zentrum verbinden und so das Radfahren schmackhafter machen sollen: „They give you safer, faster and more direct journeys into the city and could be your best and quickest way to get to work“, heißt es hierzu auf der Webseite der Stadt London. Einige der „Superhighways“ sind bereits fertiggestellt, mindestens vier befinden sich aktuell in Planung oder im Ausbau. Auch das dritte Beispiel verdeutlicht Londons Drang, sich nach dem Brexit-Referendum wieder neu aufzustellen und zugänglicher zu werden: so gibt es seit wenigen Monaten die sogenannte „Night Tube“ – U-Bahnen der Stadt sind also 24 Stunden am Tag in Betrieb.

Was in New York oder Berlin schon seit langem völlig normal ist, gleicht in London einer kleinen Revolution: “When I see the enthusiasm from employers in London, investors to London, tourists in London, about the night tube, it’s surprising it’s taken us this long to get it. I’m pleased and proud that we’re here”, so Sadiq Khan, Oberbürgermeister der Stadt London auf der Jungfernfahrt der Night Tube im Sommer diesen Jahres. Wenn auch nicht auf allen Strecken, so fährt die Night Tube nun doch wenigstens auf den Hauptverkehrsadern der Stadt – die Nachtschwärmer sind glücklich.


Die Zitate sind folgenden Webseiten entnommen:

Deyan Sudjic, Direktor des Design Museums: http://www.dezeen.com/2016/03/18/design-museum-kensington-commonwealth-institute-london-john-pawson-november-2016-opening/

Sadiq Khan, Oberbürgermeister der Stadt London: https://www.theguardian.com/uk-news/2016/aug/19/sadiq-khan-launch-london-night-tube-service

Informationen zu den Cycle Superhighways gibt es auf der Webseite der Stadt: https://tfl.gov.uk/modes/cycling/routes-and-maps/cycle-superhighways

Bildquellen:

© East-West Cycle Superhighway, Fertigstellung Winter 2016. The Guardian/Transport for London

© Rendering. Design Museum

© Sadiq Khan. The Guardian/Dominic Lipinski/PA

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