Kürzlich haben wir euch hier von einem neuen Recyclingsystem für Plastikflaschen in Rom berichtet – dort haben die Bewohner die Möglichkeit, ihre Flaschen an Automaten gegen kostenlose Metro-Tickets einzutauschen.
Wir wollen einmal beim Thema Recycling von Plastikflaschen bleiben, das sich vollkommen unterschiedlich gestalten kann, wie ein neues Projekt von Ulf Mejegren Architects (UMA) aus Stockholm zeigt: Die Architekten haben einen Plan vorgelegt, bei dem Plastikflaschen zur Gestaltung der Fassade einer Kunstschule in Mexico verwendet werden.
Ein erster Blick auf die Fassade in den Renderings lässt kaum erkennen, dass es sich bei dem verwendeten Material um Plastikflaschen handelt. Aufeinander gesteckt und blau bemalt sehen die Flaschen aus wie eine dynamische Welle, die auf einen zukommt, wenn man sich dem Gebäude nähert. Man kann das Motiv in Verbindung mit dem Material auch leicht als unterschwellige Message verstehen: Die Flaschen landen zu einem Großteil nach dem Gebrauch im Meer, wo sie eine Welle aus Plastik erzeugen, die die Ozeane mitsamt ihrem Lebensraum zerstört.
Das Projekt mit dem Namen „New Wave“ verwendet tatsächlich ausschließlich aus dem Meer gefischte Plastikflaschen zur Umsetzung der Fassade. Die Architekten wollen mit dem Projekt ein positives Gegenbeispiel für die lokale Gemeinschaft schaffen – allein in Mexico werden jedes Jahr eine habe Millionen Tonnen Kunststoffabfälle erzeugt, die jedes Jahr im Meer landen. UMA will zeigen, was man durch das Recycling der Flaschen alles Kreatives erschaffen kann, statt sie im Meer verschwinden zu lassen.
Das auffällige Aussehen der Fassade soll sowohl die Aufmerksamkeit von Passanten wecken sowie den Schülern eine inspirierende Umgebung bieten: Einerseits ist es ein optisch beeindruckender Bau, andererseits eine ständige Erinnerung daran, woher die Flaschen kommen, um dieses Verhalten in Zukunft zu minimieren. Im Wesentlichen soll durch Das Projekt gezeigt werden, wie Plastik unsere marine Umwelt schädigt und wie es in der Architektur verwendet und recycelt werden kann.
Gebaut werden soll die Fassade aus Plastikflaschen, die mit Betonstahl durchbohrt werden. Diese werden dann in einem Betongraben aufgestellt – sie wirken dabei zunächst ein bisschen wie ein hoher Zaun, fast etwas bedrohlich. Anschließend können die „Stangen“ dann in die gewünschte Position gebogen werden, um den Eindruck einer mächtigen Welle zu erwecken. Um Stabilität zu gewährleisten, werden die bodennahen Flaschen mit Zement oder Sand gefüllt und die Stangen unsichtbar an der Decke oder einer Wand befestigt. Hinterher noch mit unterschiedlichen Blautönen gestrichen und die Plastikwelle ist perfekt.
Die Fassade sieht dabei nicht nur beeindruckend aus, sondern dient auch dem Schutz vor Regen und Sonne; teilweise kann man die Flaschen auch als Sitzgelegenheit oder Tisch verwenden.
_____________________
Renderings © UMA
Das ist eine sehr beeindruckende Fassade aus alten Flaschen. Ich mag die Idee dahinter, auf die Verschmutzung der Meere mit Plastik aufmerksam zu machen. Für unsere Hausfassade war ich eigentlich auf der Suche nach einem Außenputz. Ich fürchte, mein Mann mag es eher klassisch. Wir werden wohl ohne Plastikflaschen auskommen, aber für eine Kunstschule ist es perfekt.
Vielen Dank für den netten Kommentar! Uns hat die Idee auch sehr gefallen und wir hoffen, dass künftig weitere Projekte realisiert werden, die Architektur und Nachhaltigkeit miteinander verbinden. Vielleicht finden Sie bei der Gestaltung Ihrer Hausfassade ja einen Kompromiss. 🙂
Hallo Melanie,
wir werden, wenn wir die Fassade sanieren, auf jeden Fall auf umweltfreundliche Materialien achten. Ich glaube, zu kreativ darf man nicht werden, da die Ortschaft einheitlich aussehen muss. Ich könnte mir aber vorstellen, für die Kinder ein Gartenhäuschen aus Flaschen o.ä. zu bauen.
LG, Antonia
Ich finde die Idee sehr gut, die Plastikflaschen mit Betonstahl zu befestigen. Ich verstehe aber nicht, wie man die Position noch verändern kann, wenn es angeschweißt ist. Die Wellenform ist sehr gelungen. Ich würde das gerne mal im Original sehen.