Seit Einführung des Baukindergeldes im Januar 2018 wurde das Angebot wohl genau so oft in Anspruch genommen wie kontrovers diskutiert. Bis Ende November 2019 sind bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) insgesamt 171.510 Anträge eingegangen, die in den nächsten Jahren rund 3,6 Milliarden Euro an Zuschüssen ausgezahlt bekommen. Erste Analysen zeigen, dass es dabei große geographische Unterschiede gibt: Nur 7100 Anträge entfallen auf die sieben größten Städte in Deutschland. Dazu gehören Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart. Das Förderprogramm sieht vor, das Familien beim Hausbau oder Hauskauf vom Staat über zehn Jahre einen Zuschuss von 1200 Euro pro Kind und Jahr erhalten. Förderfähig sind alle Familien und Haushalte mit mindestens einem Kind und einen zu versteuernden Jahreseinkommen von 90.000 Euro nicht übersteigt. Mit jedem weiteren Kind steigt die Einkommensgrenze um 15.000 Euro. Das Baukindergeld soll vor allem mittelständischen Familien den Weg zum Eigenheim erleichtern und private Bauherren dabei unterstützen für mehr Wohnraum in Deutschland zu sorgen.
Aktuelle Zahlen aus Bayern, die aus einer Anfrage an das Bauministerium hervorgehen belegen aber, das 66% der Zuschüsse in den Bestandserwerb im eher ländlichen Raum fließen. Das sorgt aber nicht für Entlastung in den Ballungsgebieten. Kritiker wie Jürgen Mistol (Grüne) sehen sich bestätigt: „Baukindergeld und Eigenheimzulage verursachen hohe Kosten und haben kaum Wirkung. Der dringend benötigte neue Wohnraum entsteht nur im geringen Umfang“, sagt Mistol.
Immerhin 25% der Zuschüsse wurden 2019 deutschlandweit für Neubauten ausgezahlt. Der neu gewonnene Wohnraum entstand aber zum allergrößten Teil in den Speckgürteln der deutschen Großstädte oder ländlicheren Regionen. Immerhin eine Befürchtung hat sich bisher nicht bestätigt: Dort wo auf dem Land ohnehin schon Leerstand herrscht, wird nicht zusätzlich gebaut. Für Entlastung auf den umkämpften innerstädtischen Wohnungsmärkten, wird aber so kaum nicht gesorgt.
Gleichzeitig reisst die Kritik an den hohen Staatskosten nicht ab. Nach Auslauf des Förderprogramms, wird das Baukindergeld den Staat rund zehn Milliarden Euro gekostet haben. Geld das viele Immobilienökonomen auf dem Weg zu mehr bezahlbarem Wohnraum lieber anders investiert hätten. Neben dem staatseigenen sozialen Wohnungsbau wird hier immer auf benötigte Kreditausfallgarantien und Nachrangdarlehen verweisen. Beide Instrumente können helfen, sogenannte Schwellenhaushalte dazu zu befähigen für mehr Wohnraum zu sorgen. Für die potenziellen Haushalte würde das weniger Risiko und mehr Unterstützung bei den hohen Eigenkapitalanforderungen bedeuten.
Die 66% beziehen sich nur auf Bayern und stammen aus einer Antwort des Bayerischen Bauministeriums.
https://www.sueddeutsche.de/bayern/bilanz-baukindergeld-plus-mit-wenig-wirkung-1.4752199
Vielen Danke für den Hinweis. Die Konkretisierung wurde ergänzt.
[…] Problem, dass das Baukindergeld in Ballungsgebieten wenig Wirkung zeigt, berichteten wir im Januar hier bereits […]