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Im Dezember wurde der EU-weite Wettbewerb der Stadt Bochum zur Gestaltung des Haus des Wissens entschieden. Dabei ging das Aachener Architekturbüro CROSS Architecture als Gewinner hervor. Sie werden die Transformation des ehemaligen Postgebäudes im Stadtzentrum zu dem multifunktionalen Konzept in die Hand nehmen. Die Entwürfe zeigen ein flexibles, offenes und vor allem einladendes Konzept, das sich durch Durchlässigkeit zum bestehenden Stadtraum und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten auszeichnet. Das Projekt entsteht auf 11.400 m² Bruttogeschossfläche und auf mehreren Etagen, die sowohl räumlich als auch funktional ineinander übergehen.
Dachgarten mit vielseitigen Nutzungen
Bei den Entwürfen steht ganz klar der Nutzer im Fokus. Er wird zum Verweilen eingeladen, zum gemeinsamen Lernen, zum Ausprobieren neuer Speisen, zum Austausch und Erleben. Zum Entdecken gibt es nämlich allerlei in dem vielseitigen Gebäude. Auf der einen Seite die genannte Markthalle im Erdgeschoss, die sich auf 1.500 m² erstreckt und jede Menge Kulinarisches zu bieten hat. Auf der anderen Seite ist auch der Open Space der Bibliothek ein zentrales Element, der sich vom unteren Bereich in weite Teile des gesamten Gebäudes bis nach oben erstreckt. Einmal oben angekommen lädt ein vielseitiger Dachgarten zum Erkunden ein. Der Garten ist von der Bibliothek aus begehbar. Ob offener „Learning Space“, Lesegarten, Urban Gardening-Fläche, Sonnendeck, Biotop oder Panorama-Blickpunkt: Hier kommt jeder auf seine Kosten. So entsteht ein neuer urbaner Freiraum für alle Bewohner der Stadt.

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Neben dem Dachgarten ist im oberen Stockwerk auch eine großzügige Bürolandschaft geplant. Ergänzt werden sollen die Etagen durch abgegrenzte Zonen für Werkstätten, Gaming sowie Service und Beratung, um den Nutzer gekonnt durch das Gebäude zu führen. Eine ausladende Treppe verbindet alle Bereiche miteinander, die Nutzungen überblickend. Sie führt vom Foyer der Bibliothek zum weiträumigen Open Space in den oberen Etagen und integriert die vielseitigen räumlichen und funktionalen Angebote miteinander.
Bestand sinnvoll ergänzt
Statt den Bestand durch Neubau zu ersetzen, strebt man vielmehr eine Integration der neuen Konzeption in die vorhandene Struktur an. Nachhaltigkeit ist dem Aachener Architekturbüro nämlich ein großes Anliegen. Punktuelle Interventionen wie die Schaffung weiterer Rettungswege und teils neue Dachkonstruktionen ergänzen sinnvoll den Bestand. Obwohl große Teile des Baus bestehen bleiben, wird das Gebäude ein völlig neues Aussehen bekommen. Die unterschiedlichen Nutzungen gehen räumlich ineinander über, werden übereinander geschoben. So werden teils zwei Etagen zu einem offenen Raum umgestaltet und wechseln sich mit kleineren Räumen in unterschiedlicher Deckenhöhe ab. Dadurch ergeben sich spannende neue Winkel und Perspektiven.
Öffnung zum Stadtraum hin
Insgesamt ist das Gebäude architektonisch sehr offen gestaltet. Die Architekten legen einen besonderen Wert auf die direkte Verbindung zum Stadtraum, sodass ein fließender Übergang entsteht. Dazu trägt vor allem die Öffnung der Fassade des Bestandsgebäudes bei, die Blicke ins Treiben der großzügigen Innenräume ermöglicht. Die Fassade der Markthalle ist zur Viktoriastraße hin geöffnet, die des Open Space der Bibliothek zum Willy-Brandt-Platz. Diese Öffnung lenkt die Aufmerksamkeit der Passanten auf das Gebäude und regt zum näheren Hinschauen an. Der Stadtraum erweitert sich unmittelbar in das Gebäude. Am Eckbereich des Gebäudes ist ein Café geplant, das voraussichtlich auch unabhängig von den Öffnungszeiten der übrigen Nutzungen zu einer Pause einlädt.

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Ein weiteres Anliegen von CROSS ist die Auflösung der stark verdichteten Umgebung. Die Architekten wollen Freiräume zum Durchatmen schaffen und dadurch gleichzeitig das Mikroklima im Zentrum verbessern. Neben der offenen Dachlandschaft sind weitere räumliche Lücken im Innenhof des Baus vorgesehen. Auch die Fassade der Markthalle ist dorthin orientiert. Es werden auch dort vielfältige Möglichkeiten geschaffen, sich draußen aufzuhalten, miteinander auszutauschen oder einfach die Leckereien aus der Markthalle zu genießen.
Komplexer Innenraum mit vielfältigen Nutzungen
Die Architekten erschaffen ein Gebäude, das farblich, energetisch, visuell wie akustisch viel Lebensqualität ausstrahlt. Es ist ein Ort zum gemeinsamen Lernen, Erleben und Erfahren in der digitalen Welt, die sie auf angenehme Art und Weise in Bestehendes integrieren.
„Insgesamt bildet der Entwurf präzise die Zielvorstellungen der Ausloberin und der Jury ab und liefert einen wertvollen Beitrag zur Aufgabe. Im komplexen Innenraum begleiten und bereichern sich die erdgeschossige Markthalle und die Bereiche des Open Space, die sich in lockerer Folge über eine breite Innentreppe aus dem gemeinsamen Foyer in die Obergeschosse entwickeln. Die transparente Struktur des Hauses bietet vielfältige Beziehungen zwischen den einzelnen Nutzungsbereichen ohne funktionale Einschränkungen. Das geneigte Dach des Altbaus wird nach innen in eine bewegte, begehbare Dachlandschaft verlängert. Die im Dachbereich gelegene Bibliothek findet in dieser Dachlandschaft ihre Fortsetzung.“
- Beurteilung des Preisgerichts
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