IDEE DER WOCHE: LONDONER METRO VERSORGT HAUSHALTE MIT WÄRME

© Paul Raftery

Wir berichteten hier bereits vor einigen Monaten über ein innovatives Projekt aus London. Es umfasst eine Idee zur Verwendung der ungenutzten Wärme aus der Londoner U-Bahn. Dabei wird die Abwärme der Lüftungsschächte zur Erwärmung von zahlreichen Haushalten in der Nähe genutzt. Entstanden ist das Projekt durch eine Kooperation des Islington Council, Transport of London sowie des Bürgermeisters von London.

© Paul Raftery

Die Energiezentrale und die neuen Rohrleitungen ergänzen das bestehende Fernwärmenetz des Vorgängers „Bunhill Heat and Power“. Das Zentrum startete seinen Betrieb 2012 in Islington. Das Netzwerk versorgte bereits zwei lokale Freizeitzentren und mehr als 800 Häuser täglich mit günstiger, umweltfreundlicherer Wärme. Um die gewonnene Energie noch besser nutzen zu können, wurde kürzlich das Energiezentrum „Bunhill 2“ eröffnet. Nun werden auf diese Weise weitere 550 Häuser und eine Grundschule sowie künftig bis zu 2.200 Haushalte versorgt. Auch zwei Freizeitzentren in Islington werden per Fernwärme mit Energie beliefert. Es ist das erste derartige Energiezentrum weltweit.

Smartes und umweltfreundliches System

Das System ist sowohl umweltfreundlich als auch ungemein smart. Zum einen wird der Kohlenstoffaustoß deutlich reduziert, wodurch sich die Luftqualität verbessert. Wer an das Netz angeschlossen ist, trägt dazu bei, die CO2-Emissionen jährlich um etwa 500 Tonnen zu reduzieren. Zum anderen macht das Projekt die Stadt ein Stück weit energieautarker und führt zur Senkung der Heizkosten.

© Paul Raftery

Das Architekturbüro Cullinan Studio lieferte den Konzeptentwurf für das neue Energiezentrum. Man legte besonderen Wert darauf, die lokale Gemeinde in die Planung einzubeziehen. Auch Planer und Gemeinderäte wurden konsultiert, um die Baugenehmigung sicherzustellen. Anschließend setzten McGurk Architects  den Entwurf um. Das Gebäude ist nicht nur funktional, sondern auch optisch sehr ansprechend. Ein Kunstwerk in Form einer Relief-Serie aus Aluminiumguss des schottischen Künstlers Toby Paterson ziert das Energiezentrum.

Modernste Technologien zur Umwandlung ungenutzter Energie

Bunhill 2 nutzt modernste Technologien auf dem Gelände einer stillgelegten U-Bahn-Station, die seit fast 100 Jahren nicht mehr in Betrieb war. Diese beherbergt nun einen großen unterirdischen Ventilator, der warme Luft aus den darunter liegenden Tunneln der Nordlinie absaugt. Dabei erzeugen die Elektromotoren und Bremsen der U-Bahn-Züge die meiste überschüssige Energie. Eine kleine zusätzliche Menge entsteht durch Bahnhofsausrüstung und Kunden.

© Paul Raftery

Die Luft wird zur Erwärmung von Wasser verwendet, die über eine Reihe von wassergefüllten Rohren strömt und das Wasser im Inneren um einige Grad erwärmt. Die Wassertemperatur wird dann mit Hilfe von Wärmepumpen auf ca. 80 Grad erhöht, was sich für häusliche und gewerbliche Zentralheizungssysteme eignet. Das heiße Wasser wird dann durch ein Netzwerk von isolierten, unterirdischen Rohren gepumpt. Anschließend wird die Wärme wiederum über Wärmetauscher an die Kreisläufe der kommunalen Heizsysteme in Wohnsiedlungen übertragen. In den Sommermonaten wird der Prozess umgekehrt, um die Kühlung der U-Bahn-Tunnel zu unterstützen.

Finanziert wurde das Projekt vom Islington Council selbst und einem Zuschuss aus dem CELSIUS-Projekt der Europäischen Union.

„Es ist großartig, dieses hoch innovative Projekt zu sehen, bei dem die Abwärme der Tube recycelt wird, um eine kohlenstoffarme, erschwingliche Möglichkeit zu schaffen, lokale Häuser und Unternehmen zu heizen. Ich habe London das Ziel gesetzt, bis 2030 kohlenstoffneutral zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, sind innovative Projekte wie Bunhill erforderlich. Wenn wir die Klimakatastrophe wirklich in den Griff bekommen wollen, brauchen wir fortschrittliche Partnerschaften zwischen den lokalen Behörden, dem Rathaus, TfL und anderen, wie dieses Projekt so perfekt gezeigt hat.“
– Sadiq Khan, Bürgermeister von London

© Paul Raftery

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert