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Seit seiner Entstehung übt der Online-Handel zunehmend Druck auf den stationären Einzelhandel aus. Ein Effekt, der durch die Corona-Pandemie noch einmal beschleunigt wurde. In vielen Stadtzentren reihen sich leerstehende Ladenlokale aneinander. In Zeiten von Digitalisierung und Online-Shopping bestellen immer mehr Menschen bequem von zu Hause aus – denn das geht von der Couch aus, zu jeder Zeit und die Ware wird mit einem Klick nach Hause geliefert. Personalisierte Kaufempfehlungen gibt es sowohl direkt als auch durch zusätzliche Werbeanzeigen. Warum sollte man sich da noch durch die Auslagen der Geschäfte wühlen, wo man oft doch nicht das findet, was man sucht? – und den Einkauf nach Hause tragen muss man dann ja schließlich auch noch. Was die einen lieben, empfinden die anderen als lästig. Was muss der stationäre Einzelhandel den potenziellen Käuferinnen und Käufern bieten, damit sie auch weiterhin vor Ort shoppen und nicht ausschließlich im Internet? Fakt ist: Das Potenzial unserer Innenstädte wird in der heutigen Zeit allzu gerne unterschätzt, dabei ist hier so vieles möglich – vor allem besondere Erlebnisse!
Für einen gesteigerten Erlebnischarakter haben sich im Einzelhandel in den vergangenen Jahren verschiedene Einzelhandelskonzepte entwickelt, die von Pop-up-Stores über Concept-Stores bis hin zu Showrooms reichen. In solchen Geschäften ist Einkaufen viel mehr als der Kauf bestimmter Artikel – es gleicht einer Entdeckungsreise ausgewählter (Marken-)Produkte abseits der unpersönlichen Massenware. Charakteristisch für solche Formate auch, dass sie mehr als nur eine Warengruppe anbieten, wie z. B. einen bunten vielfältigen Mix aus Möbeln, Büchern, Kleidung und Kosmetik.

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_blaenk
Das hybride Retail-Konzept von _blaenk geht noch einen Schritt weiter: Das RetailTech-Startup vereint digitalen und stationären Handel mithilfe moderner Technologien. Hinter dem B2B2C-Marktplatz steht das Unternehmen _blaenk GmbH. Das Konzept verbindet das Prinzip des Concept-Stores mit Beratung und Events wie Workshops oder Kunstausstellungen. Ihren Schwerpunkt legt das Start-up auf nachhaltige und innovative Lifestyle-Produkte. Die Brücke zum Digitalen schlägt _blaenk mithilfe einer KI-basierten Kameratechnologie, die anonymisiert das Besucherverhalten trackt. Die Analytics-Lösung gibt Einsicht in den sogenannten Sales-Funnel, den Verkaufstrichter, der sich aus Daten vom Erstkontakt mit Interessenten bis hin zu den tatsächlichen Käufern zusammensetzt. Über ein Dashboard können Daten über die Passantenfrequenz, Store Besucher, explizite Brand-Views, demografische Merkmale wie Alter und Geschlecht sowie Kaufabschlüsse eingesehen werden. Mit ihrem Ladenkonzept will _blaenk den stationären Einzelhandel (wieder)beleben und die vornehmlich online-kaufenden Konsumenten mit Shopping-Erlebnissen zurück in die Innenstadt locken.
Kunden können die Produkte vor Ort entdecken, testen sowie via QR-Code mit dem eigenen Smartphone scannen und anschließend im _blaenk-Online-Shop Informationen, Bilder, Videos und Preise finden. Bei der digitalen Kaufabwicklung können die Waren entweder direkt mitgenommen, später abgeholt oder nach Hause geliefert werden. Die digitalen Strukturen im Store bieten einen Mehrwert für die Kunden und Hersteller. Während Erstere eine personalisierte Produktauswahl erhalten, erhalten die partizipierenden Marken die beim Online-Shopping erfassten Tracking-Daten vom stationären Verkauf im _blaenk Store. Zusätzlich erhebt _blaenk Daten in Form von qualitativer Marktforschung durch Vor-Ort-Befragungen, um die Marken bei Produktentwicklung, Marketing und Pricing zu unterstützen.
Store-Eröffnung in Köln
Am 27. November eröffnet die _blaenk GmbH in der Kölner Innenstadt ihre zweite Verkaufsfläche. Mit einer Seed-Finanzierungsrunde* gewann das Start-up MA Ventures, der Corporate Venture Capital Fonds der Genossenschaft Migros Aare aus der Schweiz, Marks & Spencer im Joint Venture mit Founders Factory aus Großbritannien und den Spezialisten für Einzelhandelsimmobilien, Ruddat Grund für ihre Vision. Mit der Unterstützung des bestehenden Gesellschafters AC+X Strategic Investments der Aachener Grundvermögen und BitStone Capital erhält _blaenk insgesamt eine siebenstellige Summe zur Realisierung bzw. zum Ausbau ihres hybriden Retail-Konzepts, für das es im Januar dieses Jahres mit dem europäischen Innovationspreis für Handel ausgezeichnet wurde. Weitere Projekte in der sind in der Schweiz und in Großbritannien (London) geplant.
„Mit der von uns zur Verfügung gestellten Start-up-Fläche im _blaenk Store geben wir jungen Startups und Designmarken die einmalige Chance, sich in bester Innenstadtlage neben vielen international bekannten Labels zu präsentieren“, sagt Dr. Manfred Janssen, Geschäftsführer der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH. „Das Retail-Konzept von _blaenk ist innovativ und treibt die Entwicklung hin zu erlebnisorientierten Handelsflächen voran. Das belebt die Einkaufsstraßen und stärkt Köln als attraktive Shoppingmetropole“, so Janssen weiter. Mit der Unterstützung der KölnBusiness Wirtschaftsförderung können im Kölner _blaenk Store drei Plätze für Start-ups oder Designer ermöglicht werden.

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Die Zukunft der Innenstädte (?)
Auch wenn innovative Retailkonzepte zur Wiederbelebung der Innenstädte beitragen, dürfen wir uns nicht allein auf sie verlassen. Innenstädte benötigen darüber hinaus vielfältige gastronomische Angebote, aber v. a. auch attraktive Stadträume, die zum Verweilen und Entspannen einladen: Orte, an denen Menschen während ihrer Shoppingtour eine Verschnaufpause einlegen oder anschließend den Tag ausklingen lassen können; Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität und im Bestfall auch mit viel Grün. Auch diese „Lücke“ gilt es in unserem Stadtbild zu schließen.
* frühe Investition in ein Start-up
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