
© Assael Architecture
Das Architekturbüro Assael Architecture ging gemeinsam mit einem interdisziplinären Team beim Wettbewerb „Placemaking with Purpose“ als Sieger hervor, der von Meridian Water ausgerufen wurde. Es geht um die Entwicklung der Nachbarschaft Enfield in London, die durch den Masterplan Meridian Water transformiert wird. Er verfolgt das Ziel, Londons grünste und nachhaltigste Nachbarschaft zu werden, wozu der ausgerufene Wettbewerb einen großen Beitrag leisten soll. Darüber hinaus sollen dort über 10.000 Wohnungen entstehen, die das Prinzip des Mehrgenerationenwohnens verfolgen.
Das Team mit dem Namen „Rightsizer“ nennt seinen Vorschlag „die fürsorgliche Wohngemeinschaft“. Die Entwürfe zeigen dabei unter anderem eine Seniorenanlage sowie ein großes Pflegezentrum, wodurch sie älteren Menschen mit verschiedenen Pflege- und Unterstützungsbedarfen einen qualitativ hochwertigen Lebens- und Wohnraum bieten möchten. Gleichzeitig sorgen diese neuen Entwicklungen dafür, dass in der Nachbarschaft dringend benötigte Wohnungen für Familien wieder frei werden.
Nachhaltigkeit des Designs hat Priorität

© Assael Architecture
Einen weiteren Fokus legt das Team auch auf die Nachhaltigkeit des Designs. Es beinhaltet eine kohlenstoffarme und recycelbare Oberstruktur, die den CO2-Fußabdruck des Projekts deutlich reduzieren soll. Assael Architecture verfolgen eine enge Kooperation mit dem Infrastruktur-Beratungsunternehmen AECOM. Gemeinsam entwarfen sie ein innovatives Konstruktionssystem, wodurch sich das Innere des Gebäudes über eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren leicht rekonfigurieren lassen soll. Sie streben damit eine maximale Flexibilität der Nutzung sowie des Raums an.
Ebenfalls sorgt der Umstand für eine hohe Flexibilität, dass die Konstruktion des Gebäudegerüsts außerhalb des Standorts erfolgen kann. Dies birgt viele Vorteile in Sachen Sicherheit sowie Qualität. Das demontierbare Struktursystem wurde speziell für die Demontage und Wiederverwendung entwickelt. Dadurch entstehen geringere Abfallmengen – ein weiterer Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft und kohlenstoffarmes Bauen.
Gemeinschaft steht im Fokus der Entwürfe
Insgesamt stimmen die Entwürfe mit den ökologischen, wirtschaftlichen sowie sozialen Nachhaltigkeitszielen von Meridian Water überein. Das Konzept ist stark auf die in ihr wohnende Gemeinschaft orientiert. Durch eine Reihe von leicht zugänglichen, öffentlichen Einrichtungen soll die generationsübergreifende Gemeinschaft zusätzlich gefördert und alle Bewohnenden integriert werden. Die Einrichtungen gruppieren sich um einen zentralen Innenhof. Dazu zählt ein Wellness-Club sowie ein offenes Gemeinschaftszentrum, das die Bewohnenden selbst kuratieren und verwalten. Darüber hinaus entsteht ein Erinnerungsmuseum, das zum einen die Geschichte der lokalen Gemeinschaft feiert und zum anderen diejenigen Bewohner:innen unterstützt, die Demenz und andere Gedächtnisschwierigkeiten haben.
Wohnen und Arbeiten in nächster Nähe möglich
Bei dem neuen Gebäudeensemble wird auch großer Wert darauf gelegt, den Bereich der Pflege als Berufsfeld in den Fokus zu rücken und attraktiv zu machen. Meridian Water soll ein Ort sein, der nicht nur qualitativ hochwertiges Leben, sondern auch Arbeiten in nächster Nähe des eigenen Wohnorts ermöglicht.
Um auch junge Arbeitskräfte für den Standort anzusprechen, schlägt das Rightsizer-Team die Implementierung einer Pflegeakademie vor. Dort werden Pflegekräfte von morgen rekrutiert und ausgebildet. Es entstehen dabei insgesamt mehr als 200 neue Stellen in diesem Bereich.
„Unser ‚Rightsizer‘-Vorschlag reagiert auf die sich abzeichnenden demografischen und wohnungswirtschaftlichen Trends und bietet ein Modell für eine Post-Covid-Hauptstraße, die weniger vom Einzelhandel abhängig ist. Sie ist als belastbares Gemeinschafts- und Betreuungszentrum mit Wohnungen, Kultur, Bildung, Arbeitsplätzen und Einzelhandel neu konzipiert. Wir möchten, dass sich unsere Bewohner wohlfühlen, wenn sie in ihrer Gemeinde altern, unterstützt durch eine breite Palette von Pflegediensten.“
- Rory O’Hagan, Direktor, Assael Architecture
Drei unterschiedliche Landschaftssysteme

© Assael Architecture
Neben den beschriebenen Annehmlichkeiten stellen drei unterschiedliche Landschaftssysteme – das blaue, grüne und soziale System – nach den Plänen von Exterior Architecture zudem die Natur in den Mittelpunkt. Sie betonen dabei die dynamischen Wechselwirkungen zwischen Kultur/Gemeinschaft sowie Umwelt/Ökologie.
Das grüne System zum einen konzentriert sich auf die Bäche und die damit verbundenen ökologischen Korridore in der Region. Ebenfalls bezieht es eine urbane Farm auf dem Dach mit ein, auf dem die lokale Bevölkerung ihr eigenes Obst und Gemüse anzüchten kann. Das blaue System hingegen fokussiert den Bereich „Wasser“. Im Konkreten geht es um das Sammeln von Regenwasser für die Bewässerung der Nachbarschaft sowie die Aufbereitung in natürlichen Schilfgürteln. Außerdem ist in Planung, es zum Füllen eines „Bohnenpools“ im Zentrum der Nachbarschaft zu nutzen. Das soziale System schlussendlich zielt darauf ab, die Räume in der Nachbarschaft zu aktivieren sowie die Sozialisierung durch ein Netzwerk verschiedenartiger Freiräume zu fördern. Dazu gehören sowohl private, intime Gartenecken als auch flexible öffentliche Räume für Veranstaltungen oder Ausstellungen.
Die beschriebenen Ideen wird das Team nach und nach endgültig in den Masterplan für Meridian Water integrieren. Das siegreiche Team besteht außerdem aus Hatch Regeneris für den sozialen Bereich, Jo Wilson (The City Green) für das Lebensmittelsystem, um das „Farm-to-Fork„-Denken zu fördern, ArchitectureDoingPlace für architektonische Aspekte und Knight Frank als Berater für Senior Living und die Rentabilität.
Schreibe einen Kommentar