VON DER GROSSWOHNSIEDLUNG ZUR VERNETZTEN BILDUNGSLANDSCHAFT

© arge studio urbane landschaften-bildung/Visualisierung Adrian Calitz

Die Großwohnsiedlung Osdorfer Born, zwischen Osdorf und Lurup, fiel bislang kaum durch ihre hohe Aufenthaltsqualität auf. Trotz des großzügigen Freiflächenangebots waren die vorhandenen Grünflächen sehr kleinteilig. Größere Plätze und zusammenhängende Parks fehlten. Die existierenden Wege waren nicht nur unübersichtlich, sie befanden sich teilweise auch in einem mangelhaften Zustand. Teils von Büschen überwuchert, teils kaum ausgeleuchtet, fehlte darüber hinaus auch ein übergeordnetes Wegenetz für den Rad- und Fußverkehr.

© arge studio urbane landschaften-bildung/Visualisierung Adrian Calitz

Seit 2014 ist der Osdorfer Born als Gebiet der Sozialen Stadt bereits Teil Fördergebiets des Hamburger Rahmenprogramms Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE), das sich der Verbesserung der Lebensqualität in Quartieren mit besonderem Entwicklungsbedarf widmet. Das Projekt „Bildungsband Osdorfer Born“, das das Bezirksamt Altona mit den Montag Stiftungen entwickelt hat, ist eingebettet in die Entwicklungsstrategie des RISE-Fördergebietes. Die Umsetzung wird wesentlich durch den Einsatz von RISE-Fördermitteln ermöglicht. Anhand eines übergreifenden Beteiligungsprozess der Anwohnerschaft nahmen sie die Transformation des Stadtteils in Angriff. Das Ziel: Den öffentlichen Raum so umgestalten, dass er Anreize und Raum für Begegnung und Bewegung bietet. Hierzu werden nicht nur verschiedene Orte im Stadtteil zueinander in Beziehung gesetzt, sondern auch die allgemeine Orientierung verbessert sowie die Freiräume des Osdorfer Borns deutlich aufgewertet. Auch die gesteigerte Wahrnehmung und Verknüpfung der örtlichen Bildungs-, Sozial- und Freizeiteinrichtungen, wie z. B. der beiden Stadtteilschulen, ist der Projektgruppe ein besonderes Anliegen.

Das Besondere an dem Projekt: Auch Kinder und Jugendliche durften mitbestimmen, was sich in „ihrem“ öffentlichen Raum künftig ändern soll, um den Aufenthalt, die Aktionen und ein gutes Unterwegssein in der Großraumsiedlung der 50er Jahre attraktiver zu machen. Die im Frühjahr 2016 durchgeführten Stadtteilspaziergänge mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure bildeten den ersten Schritt in die richtige Richtung. Die teilnehmenden Kinder und Jugendliche durften hier ihre Bedürfnisse äußern: Wo sind sie gerne unterwegs? Wo wären sie gerne unterwegs und was müsste sich dafür in der Gegend ändern? Was fehlt?

Das Ergebnis des Prozesses waren vielfältige Ideen und jede Menge Inspiration. Aus den Stadtspaziergängen und den anschließenden Gesprächen wurden 60 individuelle Wunsch-Karten des Stadtteils erstellt. Ihr Vergleich stellt die wichtigsten, bereits existierenden Orte sowie Präferenzen der Kinder und Jugendlichen heraus. Die fachübergreifende Projektgruppe leitete daraus elf Maßnahmen ab – darunter „Grüne Wege“, „Osdorf-Wissen“ „Sportband“, „Vorplatz Born-Center“ und „Klima“.

© arge studio urbane landschaften-bildung

Durch ihre Umsetzung sollen künftig gepflegte, gut befahrbare Wege mit einem glatten Oberflächenbelag und heller Beleuchtung realisiert werden. Auf ihnen kann künftig sicher gerollt, gerannt oder geskatet werden. Die Integration verschiedener Sportnutzungen bilden einen übersichtlichen Korridor, das „Sportband“. Wegweiser tragen zur besseren Orientierung bei. Entlang des Weges bieten QR-Codes, die gemeinschaftlich von Akteurinnen und Akteure aus Schule, Bibliothek, Kindermuseum und ProQuartier erstellt werden, Wissenswertes zu Themen wie Kunst, Natur, Stadtbaugeschichte, Kultur und Bewegung.

Als besonders bedeutsam bewerten die Kinder und Jugendliche die Orte Born-Center sowie den Spielplatz Bornpark, deren Aufwertung, Belebung und Instandsetzung nun ebenfalls auf der Agenda stehen. Darüber hinaus stehen auch die Verbesserung des Regenwassermanagements, New Mobility Stationen sowie eine Fahrradstation mit Werkstatt auf dem Plan.

Auf dieser Grundlage entwickelte arge studio urbane landschaften – bildung in Abstimmung mit unterschiedlichen Stadtteilakteuren einen Entwurf für das künftige Bildungsband Osdorfer Born. Die verschiedenen Aspekte sollen dazu in aufeinanderfolgenden Modulen umgesetzt werden. Langfristig soll der Osdorfer Born auch stärker in die gesamte Freizeitlandschaft Hamburgs integriert werden. Die Besonderheit an dem Projekt ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlicher Kooperationspartner sowie der Einbezug des Außenraums für die Gestaltung der Bildungslandschaft. Für alle Akteurinnen und Akteure bot sich eine einzigartige demokratische Erfahrung der aktiven Mitsprache und Selbstwirksamkeit in ihrer Nachbarschaft.

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