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Im frühen 21. Jahrhundert ist unser Denken und Handeln geprägt vom Klimawandel, demografischen Entwicklungen und Ressourcenknappheit. Die zunehmende Verstädterung und die damit entstehenden Chancen und Herausforderungen werfen weitere Fragen auf. Neben der Wohnungsnot und Flächenknappheit, dem Umgang mit Verkehr und alternativen Mobilitätskonzepten, dem Bedarf nach flexiblen Wohn- und Arbeitsmodellen, stehen die Innenstädte in ihrer einseitigen Ausrichtung auf Handel und Gewerbe aufgrund der zunehmenden Digitalisierung und dem Onlinehandel unter Druck. Die vorgenannten Faktoren beeinflussen den städtebaulichen Planungsprozess wesentlich und somit in Konsequenz das zukünftige Erscheinungsbild unserer Städte.
Dem stehen oftmals die starren Definitionen lupenreiner Assetklassen in der Immobilienwirtschaft, die die Integration von öffentlichen Funktionen nicht oder nur limitiert vorsehen und somit der Gestaltung lebendiger Straßenzüge, öffentlicher Plätze oder innerstädtischer Ökosysteme widersprechen, entgegen. Weitreichende Gesetzgebungen führen zudem zu einer generellen Vorsicht der Akteure in der Immobilienwirtschaft.

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So sind zum Beispiel die in der Baunutzungsverordnung beschriebenen Gebietsformen häufig limitierend und führen folglich zu nur wenig innovativen städtebaulichen Konzepten. Oftmals werden Projekte lediglich in singulärer Nutzungsweise gedacht und genehmigt. Es besteht ein immanentes Risiko, städtebauliches Potenzial ungenutzt zu lassen und Synergien zu vernachlässigen. METRO PROPERTIES hingegen ist der Überzeugung, dass gemischt genutzte Projekte nachhaltiger und resilienter sind. Diese Form der Mischnutzung steigert zwar zunächst die Komplexität von Projekten, führt jedoch gleichzeitig zu einer erhöhten Attraktivität und Adaptionsfähigkeit der Entwicklung. Dies zeigen zahlreiche erfolgreich entwickelte Projekte im konzerneigenen Portfolio.
METRO Campus – Raum für Visionen
Als Immobilienunternehmen der METRO durchleuchtet METRO PROPERTIES die konzerneigenen Standorte genau und überprüft kontinuierlich und kritisch den Status Quo sowie mögliche Entwicklungspotenziale.
So offenbart auch der METRO Standort in Düsseldorf-Flingern großes städtebauliches Entwicklungspotenzial. Die Lage des METRO Campus im Stadtgebiet sowie der gebaute Kontext lassen erkennen, dass ein Planungskonzept für das Areal über ein klassisches Wohngebiet hinausgehen muss. Aufgrund der Dimension und Relevanz des Planungsgebiets initiierte METRO PROPERTIES in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Düsseldorf einen städtebaulichen Wettbewerb. Die enge Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Lokalpolitik hatte einen hohen Mehrwert im gesamten Verfahren. Aber auch die Stimmen weiterer Expertinnen, der Bürger sowie der METRO-Mitarbeitenden fanden Gehör: Vom Zukunftsforscher über Mobilitäts- und Klimaexperten, vom Rat der Künste über Vertreterinnen aller politischen Fraktionen sowie Architekten, Stadtplanerinnen und Landschaftsarchitekten: Alle Perspektiven wurden im kollaborativen städtebaulichen Wettbewerbsprozess gehört. Nur so ist sichergestellt, dass die diversen Blickwinkel in die stadteplanerischen Entwürfe einfließen.

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Von Beginn an war die kritische Auseinandersetzung mit der konzeptionellen Ebene der Stadtplanung von enormer Bedeutung im Prozess. Wie können sich existierende Gebäude unter Beibehaltung ihrer Identität und Qualität in die städtische Struktur einfügen ohne zu Fremdkörpern zu werden? Wie ist es möglich, im Rahmen der geltenden Bauvorschriften kreative, nachhaltige und flexible Entwicklungskonzepte zu fördern?
Zielsetzung der Auslobung war die Erarbeitung eines innovativen, sozio-ökonomisch robusten städtebaulichen Konzepts, das das 9,2 ha große METRO Campus-Areal in ein lebenswertes Quartier der Zukunft führen soll. Die existierenden Bürobauten der METRO sollen dabei in das städtebauliche Gesamtgefüge des neuen Quartiers integriert werden und in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Der Siegerentwurf von ACME / Stadt Land Fluss / Kieran Fraser Landscape Design interpretiert die Zielsetzung, eine vielschichtige und diverse Stadtlandschaft zu kreieren, auf herausragende Weise. Der städtebaulich-freiraumplanerische Entwurf sieht die Entwicklung eines urbanen, gemischt genutzten Quartiers mit einer prägnanten baulich-räumlichen Struktur und eigenständiger Identität vor. Das Konzept umfasst vier neu geschaffene öffentliche Quartiersteile, bestehend aus sowohl existierenden als auch neuen Gebäuden. Im Zentrum eines jeden Quartiers liegt ein neuer öffentlicher Raum mit spezifischer Identität und Qualität.

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Im Campus-Quartier gruppieren sich vielfältige Nutzungen um einen aktiven Campus-Platz, als funktionales und gestalterisches Herzstück des neuen städtischen Viertels, als Schnittstelle zwischen der METRO AG Hauptverwaltung und der Neubebauung; ein lebendiger Stadtplatz und Marktplatz für die weitere Umgebung. Die westlich verlaufende Green-Lane ist ein kommerzielles, soziales Quartier und erschließt die südlichen METRO-Gebäude, vereint mit Neubebauung. Das Park-Quartier ist ein Ort des Wohnens und Arbeitens im Kiez, zwischen dem Campus und der Walter-Eucken-Straße, erschlossen durch die Quartiersgasse und mit grünen Hof-Blöcken, gruppiert um einen neuen offenen grünen Quartierspark. Charakterisiert durch schützende Randbebauung und Punktbauten, entsteht das Garten-Quartier, welches Schulen, Kindergarten, großzügige private und gemeinschaftliche Grün- und Freiflächen sowie öffentliche grüne Dächer umfasst. Vielseitige Gemeinschaftsgärten laden zum Gärtnern, Spielen und Verweilen ein. Sie bieten den Bewohnerinnen und Bewohnern neben den gemeinschaftlichen Aktivitäten auch Ruhe und Entspannung sowie einen wohltuenden Weitblick über die Dächer der Stadt.
Der heutige Bestand überdeckt eine 150-jährige Bebauungsgeschichte. Die Stadt Düsseldorf wuchs mit der Industrialisierung des 18. und 19. Jahrhunderts, und viele namhafte Düsseldorfer Industriefamilien wie Haniel hatten hier ihre wichtigsten Forschungs- und Produktionsstätten. Das nördliche Quartier an der Grafenberger Allee war für 90 Jahre der Sitz von H. Schminke & Co., dem berühmten Produzenten von Pigment- und Künstlerfarben. Südlich gesiedelt das Werksgelände eines historischen Walzwerks. Die Architektur des neuen Stadtquartiers sollte die Innovationshistorie des Gebiets in seiner Materialität fortschreiben. Die architektonische Identität der Blöcke wird genutzt, um Quartiere zu gliedern und die unterschiedlichen Landschaftsräume genauer zu definieren.

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Ein wesentlicher Aspekt in der Quartiersplanung ist das Thema Nachhaltigkeit. Intensive Begrünung der Dachflächen und öffentlichen Plätze bis hin zum Regenwassermanagement nebst klimatischer Optimierung der Baublöcke wirkt dem Heat-Island-Effekt entgegen und sorgt für ein komfortables Mikroklima. In ausgewählten Bereichen werden artenreiche Vegetationsflächen und vielfältige Habitate für Pflanzen und Tiere geschaffen. Nicht begehbare Dachflächen werden extensiv begrünt. Wo möglich und sinnvoll, werden Dachflächen als Solargründächer angelegt. Das Konzept sieht weiterhin ein effizientes Erschließungssystem, ein autoarmes Quartier im Sinne des Mobilitätsszenarios „Modellquartier“ vor.
Die abwechslungsreiche, aber dennoch klare Struktur des städtebaulichen Entwurfs ermöglicht eine multifunktionale Codierung der Gebäude und eine Aktivierung der üblicherweise abweisenden Erdgeschossflächen. Unterschiedliche Plätze mit verschiedenen Atmosphären und Angeboten bilden das Rückgrat des Zukunftsquartiers. Die vorgeschlagene heterogene Flächennutzung der Erdgeschosse und die konsistente Arrondierung von Wohnungsflächen in den Obergeschossen führt zu einer adäquaten Verdichtung des Quartiers.
Ausblick
Das Konzept des METRO Campus der Zukunft vereint Wohn- und Arbeitsraum, durchmischt mit Gastronomie, Markthalle, Einzelhandel, Handwerk und Ateliers, Naherholungs- und Freizeitangeboten eingebettet in Parks und Gärten. Es entsteht die Vision eines städtischen Raums, der über ein klassisches Wohngebiet mit hoher Dichte hinausgeht und vielfältige Nutzungen zulässt – ein diversifiziertes, lebendiges und klimagerechtes Quartier inmitten der Rheinmetropole Düsseldorf.
STEFAN HERBERT
absolvierte 2001 die PBSA Düsseldorf und wurde in die Baukunstklasse der Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen. Nach seinem Abschluss als Master of Arts im Jahr 2004 trat er in die METRO ein. Als leitender Architekt verantwortet er eine Vielzahl von Projekten im In- und Ausland. Seit 2013 leitet er das Corporate Project Development Studio, ein Team aus Architekten und Designern, das an Konzepten mit Fokus auf die neuesten Trends im Immobiliensektor arbeitet. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Masterplanung und Entwicklung prototypischer Lösungen im Bereich der zeitgenössischen Architektur und des Städtebaus.
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