KOPENHAGEN: HENNING LARSEN ENTWIRFT SKULPTURALE KIRCHE

© Henning Larsen / Vivid Vision

Orte des Glaubens zu entwerfen, ist für Planer:innen eine herausfordernde Aufgabe. Einerseits liegt das an der urbanen Relevanz und andererseits an gesellschaftlichen Bedürfnissen. Sakralbauten sind von zentraler Bedeutung für ihre Städte, schließlich dienten sie den Menschen immer schon als Orientierungspunkte und Landmarken im Stadtbild. Sie sind gesellschaftliche Treffpunkte und Versammlungsorte. Ebenso geht es um individuelle Bedürfnisse nach Spiritualität. Heute sehen sie sich einer gewandelten Gesellschaft und damit anderen Bedürfnissen gegenüber, die direkten Einfluss auf die Anforderungen an die Typologie nehmen. Nahbar soll eine Kirche heute sein, Raum zum Innehalten bieten, einen Ort der Begegnung schaffen, individuelle Spiritualität ermöglichen, Gemeinschaft und Zusammenhalt stärken. Eine zeitgemäße Kirche muss heutzutage mehr sein, als ein Ort des Glaubens. 

Wie so eine zeitgemäße Kirche aussehen kann, zeigt Henning Larsens Entwurf für die Ørestad Church, mit der in Kopenhagen in über 30 Jahren die erste neue Kirche realisiert werden wird. Städtebaulich fügt sich der markante Holzbau harmonisch in den an besonderen Bauten nicht armen Stadtteil Ørestad ein. Im Kopenhagener Stadtbild soll sich die Ørestad Church als modernes Denkmal manifestieren. „Die Intention ist es, eine Kirche zu schaffen, die Aufmerksamkeit erregen kann, unberührt von der Hektik der Stadt,” betont Jacob Kurek, Global Design Director bei Henning Larsen

Mehr als ein Sakralbau

© Henning Larsen / Vivid Vision

Die Architekt:innen ließen sich für ihr Design von Ørestads Natur inspirieren. Sie entwickelten einen stimmungsvollen Sakralbau aus Holz, der auf rund 1750 m2 neben kirchlichen auch kulturelle und soziale Angebote integriert. So entsteht eine Kirche, die einen neuen Treffpunkt für die Gemeinde vor Ort bietet. Neben einem flexiblen Kirchenraum, der für verschiedene Gottesdienste und Zeremonien angepasst werden kann, einer Kapelle und einem Kirchenbüro sind auch ein abgeschirmter Innenhof mit Garten sowie informelle Kulturräume vorgesehen, die z. B. für gemeinsame Mahlzeiten, kleine Konzerte, Yoga- und Tanzkurse oder Vorträge genutzt werden können.

Atmosphäre eines Waldes

Für die Architekt:innen war die Entscheidung, mit Holz zu bauen, nicht nur eine offensichtliche Lösung im Sinne des nachhaltigen Bauens, sondern ebenso eine gestalterische. So erinnern die Holzschindeln der Fassade, die im Laufe der Jahre ihren Charakter wechseln und sich mit der Witterung natürlich verändern werden, an die Rinde von Bäumen. Um das Gebäude herum verlegte Pflastersteine gleichen in ihren Farben Blättern und stellen eine ästhetische Verbindung mit der Umgebung her.

© Henning Larsen / Vivid Vision

Im Innenraum erzeugen derweil die skulpturalen hölzernen Dachkuppeln ein atmosphärisches Lichtspiel. Sie vermitteln den Besucher:innen das Gefühl, inmitten eines Waldes zu stehen und auf dessen Baumkronen hinaufzublicken. „Wenn man die Kirche betritt, wird die Verbindung zur Natur die Spiritualität der Menschen entfachen,” bekräftigt Jacob Kurek. „Die von oben lichtdurchflutete Kapelle öffnet den Blick in den Himmel und zieht die Blicke auf sich. Die Halle wirkt wie eine Lichtung im Wald, in der Tag und Jahr das Licht auf vielfältige Weise bricht.”

Ob nun ein Ort für das Gebet gesucht wird oder die Begegnung mit der Gemeinschaft, die Ørestad Church bietet Raum für beides. Henning Larsen gelingt es mit ihrem Entwurf, moderne Ansprüche an Spiritualität, Nachhaltigkeit und Ästhetik gelungen zusammenzubringen und so für die Typologie ein neues Praxisbeispiel zu setzen. 

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