GARTENSTADT 2.0 FÜR HAMBURG HARBURG

Kees Chrstiaanse, bekannter Architekt aus den Niederlanden sowie Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich, und sein Planungsbüro KCAP haben die Jury im von der IBA Hamburg ausgelobten städtebaulich-landschaftsplanerischen Wettbewerb überzeugt: Auf Grundlage ihres Konzepts wird das Wohn- und Gewerbequartier Fischbeker Reethen im Bezirk Harburg entstehen. Dabei steht der Gedanke einer Gartenstadt der Zukunft im Mittelpunkt der Konzeption. Grade in Hamburg, die Stadt die wie kaum eine andere aufgrund der hohen Nachfrage mit horrend steigenden Bodenpreisen zu kämpfen hat, stellt das bereits Ende des 19. Jahrhunderts von Ebenezer Howard entwickelte Modell der Gartenstadt, einen sinnvollen planmäßigen Ansatz zur Entwicklung von attraktivem neuen Wohn- und Lebensraum dar. Zwar sieht der Siegerentwurf von KCAP keine ringförmige Anordnung der Bebauung vor, wie es das Gartenstadt-Konzept traditionell vorgibt, dennoch ordnet sich die Wohn- und Gewerbebebauung im neuen Quartier Fischbeker Reethen um eine zentrale Quartiersmitte an – so wie man es eben von Gartenstädten gewohnt ist.

Die Quartiersmitte wird geprägt von einem zentralen Boulevard mit einer neuen Schule, einer KiTa sowie Geschäften für den alltäglichen Bedarf. Ein weiteres prägnantes Kernelement in der Quartiersmitte stellt außerdem der künstlich angelegt Fischbeker Teich dar. Dieser soll zum einen Teil der „grün-blauen“ Verbindung sein, die sich als Achse von allen Seiten durch das Quartier zieht, um Landschaft, Wasser und Wohnen miteinander zu verzahnen sowie mit dem Regenwassermanagement auch elementare Aspekte einer nachhaltigen Quartiersentwicklung aufzugreifen.

Rund 70 Hektar ist das Planungsgebiet groß und bietet nach der Konzeption von KCAP Platz für 2.200 dringend benötigte Wohnungen, was durch eine besonders kompakte und effizient angeordnete Bauweise mit innovativen Typologien gelingt. Dabei passt sich die Bebauungsstruktur der vorhandenen Bebauung an. Durch die durchdachte Anordnung der neuen Bebauung im Quartier Fischbeker Reethen entstehen hochwertige, zum Teil landschaftlich geprägte, öffentliche Räume, die zu einer enormen Lebens und Wohnqualität beitragen, ohne das Quartier in Fragmente zu zerlegen. Dabei wird besonders viel Wert auf die Integration wichtiger bestehender Landschaftsstrukturen gelegt, die sich in Form von vier Landschaftsfingern tief in das Planungsgebiet hineinziehen. Auf diese Weise wird die Nähe zur offenen Landschaft auch noch in Mitten des Quartiers erfahrbar gemacht. Insgesamt 200.000m² Grünfläche sieht die Planung von KCAP vor.

Außerdem berücksichtigt die Planung die Ansiedlung von Gewerbebetrieben 2.0 in Kombination mit Wohnnutzungen. Mit dieser Kombination und Abkehr einer strikten Nutzungstrennung möchten die ausführenden Planer die „Stadterweiterung“ im Rahmen der IBA Hamburg auf ein völlig neues Niveau bringen und sich von der monofunktionalen Schlafstadt distanzieren. Eine Agglomeration von Gewerbenutzungen findet jedoch im Westen in Richtung der Bahn statt – dies hat vor allem den Zweck die Wohnnutzungen vom Lärm der Bahn zu bewahren. Die Zahl der Gewerbeflächen liegt bei 100.000m².

Der Hamburger Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter (mit dem wir erst kürzlich im Rahmen der Sonderausgabe metropolis Köln ein interessantes Interview führen durften) ist von der Gewinnerplanung überzeugt: „Der Entwurf bietet eine ausgezeichnete Grundlage, um im weiteren Planungsprozess ebenso kostengünstige wie variantenreiche Wohngebäude aufnehmen zu können und schafft es mit bemerkenswertem Geschick, Wohnen und Gewerbe schlüssig und ansprechend miteinander zu verbinden.“

KCAP Architects & Planners erarbeiteten die Konzeption zur Neuplanung des Wohn- und Gewerbegebietes Fischbeker Reethen mit Unterstützung von Kunst + Herbert | Büro für Forschung und Hausbau. Baubeginn soll 2018 sein.

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