WENN DÄCHER AUFATMEN KÖNNEN

Immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Großstadt. Der Urbanisierungstrend schreitet weiter voran. Die innerstädtischen Räume verdichten sich zunehmend und Grünflächen werden zu dringend benötigtem Umland. Steigende Immobilienpreise zwingen die Menschen in Mietwohnungen ohne Garten oder Balkon. Das Bedürfnis nach einer Ruhezone in der Natur bleibt jedoch. Stadtplaner und Architekten sind hier oft die letzte Hoffnung. Sie übernehmen Verantwortung für dieses gesellschaftlich relevante Thema und kreieren innovative Lösungsansätze. Einer davon ist die Realisierung von grünen Oasen und Rückzugsmöglichkeiten auf den Dächern der verdichteten Städte.

Und da der Vielseitigkeit in der Umsetzung hier keine Grenzen gesetzt sind werden die schönsten, individuellsten und spektakulärsten Dachbauten der Welt gleich in zwei kürzlich erschienenen Büchern abgebildet.

Der britische Landschaftsarchitekt Ashley Penn präsentiert in seinem Buch „Über den Dächern“ 35 außergewöhnliche Projekte, die den Fokus vor allem auf die Bepflanzung legen. Philip Jodidios „Rooftops. Islands in the Sky“ hingegen legt den Fokus insbesondere auf das architektonische Gesamtkonzept. Beiden Ansätzen ist gemein, dass im Vordergrund die Verbesserung der Wohn- bzw. Lebensqualität der Bewohner bzw. Besucher steht.

Laut Penn fordern verschiedene Dachtypen jeweils individuelle Bepflanzung. Die Konstruktion einiger Dächer lässt beispielsweise lediglich eine Begrünung zu, die das Dach nicht allzu sehr mit Gewicht belastet. In diesen Fällen beschränkt sich die Auswahl der Pflanzen auf sogenannte Flachwurzler. Andere Dächer hingegen können problemlos mit tiefwurzelnden Gewächsen wie Sträuchern und Bäumen ausgestattet werden. Beispielhaft dafür ist der „Tribeca Penthouse Garden“ in New York. In dem teils verwachsenen, Dschungel ähnlichen Garten haben sich aufgrund der nährstoffreichen Flora diverse Tierarten angesiedelt. Der „Tribeca Penthouse Garden“ spielt mit den Kontrasten: Viele natürlich gestaltete Flächen aus verschiedenen Gräsern und Holz; andererseits ein unvergesslicher Blick auf die Skyline von Manhattan.

Pluspunkt solcher Naturrefugien sind nicht allein die Erholungsmöglichkeiten, sondern viel mehr auch die positive Wirkung auf das Klima der Stadt. Bei großen Niederschlagsmengen fungiert das Dach ähnlich wie ein Retentionsbecken, das überschüssiges Wasser aufnimmt; bei hohen Temperaturen wird die Hitze abgemildert.

Jodidio konzentriert sich in seiner 400 Seiten umfassenden Sammlung nicht nur auf begrünte Dachflächen sondern insbesondere auch auf kunstvoll bebaute Dächer, wie z.B. den „Fichtebunker“ in Berlin. Das frühere Gasometer von 1876, das im Zweiten Weltkrieg zu einem Luftschutzbunker umgenutzt wurde, vereint heute 13 strahlenförmig angeordnete Häuser unter einer großen Dachkuppel. Großzügige Glasfronten eröffnen zudem einen einzigartiger Ausblick über die deutsche Hauptstadt.


Infos zu den Büchern:

Über den Dächern- Die schönsten Gärten und Terrassen. Ashley Penn. 224 Seiten. teNeues Media (1. April 2016). 39,90 EUR.

Rooftops: Islands in the Sky. Philip Jodidio. 464 Seiten. TASCHEN; Auflage: 01 (17. November 2016). 49,99 EUR.

Bilder:

Fichtebunker in Berlin © Cordia Schlegelmilch

Tribeca Penthouse Gardens © HMWhite

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