HOLZ 2.0 // WIEDERENTDECKUNG EINES BAU- UND ROHSTOFFES

„Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig,“ sagte einst schon Alexander von Humboldt, deutscher Naturforscher und Begründer der physischen Geographie (18./19. Jahrhundert).

Bäume sorgen durch ständige Photosynthese-Leistung nicht nur für frische Luft und allgemeines Wohlergehen, ihr Holz ist seit jeher auch ein beliebter und besonders vielseitig einsetzbarer Rohstoff im Bau- und Architekturwesen. Seit dem Beginn der Moderne und dem Trend hin zum Beton fast ein bisschen in Vergessenheit geraten, gewinnt das Holz im gegenwärtigen Baugeschehen und städtischen Bewusstsein jüngst wieder an neuer Popularität.

Im Berliner Martin-Gropius-Bau beispielsweise findet gerade eine Ausstellung zum Thema statt: „Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft.“ Gezeigt werden international und national herausragenden Projekte ökologisch-nachhaltiger und aktueller Positionen der Holz-Baukunst. Darunter Werke von Toyo Ito, Shigeru Ban oder Frei Otto. Außerdem sind richtungsweisende urbane Holz-Wohnbauten zu sehen, beispielsweise von Kaden & Klingbeil in Berlin/Prenzlauer Berg, sowie die neuesten Tendenzen des Bauens mit Holz über der Hochhausgrenze (das Foto zeigt die „Treehouses“ von blauraum Architekten in der Bebelallee Hamburg, Foto © Hagen Stier).

Die sogenannte „Baubotanik“ spielt in der Wiederentdeckung und innovativen Neuverwendung von Holz ebenfalls eine Rolle. Baubotanik-Projekte sind solche, „die Wachstumsprozesse von lebenden Pflanzen mit einem technischen Ansatz verknüpfen.“ Ein Pionier auf dem Gebiet ist der deutsche Architekt Ferdinand Ludwig – sein bekanntestes und bisher größtes Projekt ist der „platanen-kubus“ im baden-württembergischen Nagold. Es handelt sich um eine mehrstöckige Struktur, bestehend aus einem Stahlgerüst, in das Ludwig mehr als 100 Platanen integriert hat: „Am Ende haben wir hier gleichzeitig ein lebendes Gebäude und einen kunstvoll gewachsenen Baum,“ so der Architekt. Der „platanen-kubus“ wurde 2012 im Rahmen der Landesgartenschau errichtet. Bis 2028 soll das Stahlgerüst langsam entfernt werden, sodass am Ende nur noch die Pflanzen- und Holzstruktur trägt. Diese Bauweise könnte in Zukunft gerade im (inner-)städtischen Raum Rückzugs- und Verweilorte kreieren, die eine waldähnliche Atmosphäre hervorrufen und das Viertel nicht nur ästhetisch, sondern vor allem auch nachhaltig ökologisch aufwerten.

Mehr Informationen zur aktuellen Holz-Ausstellung im Gropius-Bau gibt es hier.

Über das Thema Baubotanik informiert detailliert die Webseite von Ferdinand Ludwig (das im Text verwendete Zitat stammt aus einem designboom Artikel über den „platanen-kubus“).


Bilder

© ludwig.schönle

© Architekturmuseum der Technischen Universität München

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