
© Henning Larsen Architects
Bei der Planung innovativer Zentren müssen urbane Räume mit- gedacht und zukunftsfähig gestaltet werden. Einen solchen ganzheitlichen Masterplan entwickelte das Büro Henning Larsen für die Shenzhen Bay Headquarters City in China und setzte sich gemeinsam mit zwei anderen Architekturbüros der insgesamt 15 Teilnehmer beim internationalen Designwettbewerb durch. Als einziges ausländisches Gewinnerteam werden die Dänen an dem Entwurf für den 550 ha großen Stadtteil der 20-Millionen-Einwohner-Megacity, die auch als Chinas Silicon Valley gilt, mitwirken.
Mit der Shenzhen Bay Headquarters City soll Shenzhen, Standort für Technologieriesen wie Ten-cent, Huawei und ZTE, nun auch zum neuen Herz der Greater Bay Area werden, der größten wirtschaftlich pulsierenden Bucht der Welt mit Anschluss an Metropolen wie Guangzhou, Hong Kong und Macau. Das Design setzt in der chinesischen Stadtplanung neue Standards für die nachhaltige, grüne und lebenswerte Stadt der Zukunft und kann sich zugleich als Entwurf einer Technologiemetropole behaupten. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, setzen die Architekten vor allem auf fußgängerfreundliche urbane Räume. Weitere Kernziele der Stadtplanung sind: Natur, Gemeinschaft, Kunst und Kultur, Smart City, Wissen und Freizeit.
Während das bereits existierende Geschäftsviertel der Stadt kilometerweit entfernt vom Meer verortet ist, setzt das neue Viertel genau dort an – am Meer. Ziel ist es, die Bucht als festen Bestandteil in das Stadtleben zu integrieren, wie z. B. als wichtige Anlaufstelle für kulturell Interessierte. Während Kunst und Kultur im gesamten Masterplangebiet mithilfe eines vielfältigen kulturellen Angebots vorangetrieben wird, werden an der Strandpromenade künftig mehrere größere Einrichtungen für darstellende Kunst und Ausstellungen ihre neue Heimat finden. Per Gesetz wurde bereits festgelegt, dass im neuen Distrikt 5-8 Prozent eines jeden Grundstücks für kulturelle Zwecke genutzt werden müssen. Um möglichst breite Vielfalt zu gewährleisten, ist eine entsprechende Koordination der verschiedenen Angebote unerlässlich. Den Höhepunkt soll eine künstlerische Skyline bilden, in deren Obergeschossen öffentliche und kulturelle Einrichtungen untergebracht sind.

© Henning Larsen Architects
Darüber hinaus kommt der Bucht eine weitere bedeutende Rolle in Bezug auf die klimatische Regulierung des Stadtteils zu. Durch kleinere Bebauung zwischen den Gebäuderiesen erhält das Viertel besonders in heißen Sommern eine Abkühlung durch Meeresbrisen. Gleichzeitig entstehen durch die Bebauungsform innerhalb des Stadtraums kleine Gassen und Plätze. Dachgärten, weiße Straßen und 10.000 Bäume unterstützen nicht nur die visuelle Attraktivität, sondern auch den Kühleffekt innerhalb des urbanen Raums. Die neu gepflanzten Bäume reduzieren außerdem die Luft- und Lärmbelastung und unterstützen das Zusammenwirken mit ebenerdigen Bioswalen zur Bildung eines waldähnlichen Lebensraums für verschiedene Vogel- und Insektenarten.
In puncto infrastrukturelle Erschließung verfolgt der Masterplan primär fußgängerfreundliche Strukturen: Ein neu entwickeltes Straßen- und Parksystems verlagert den gesamten KFZ-Verkehr auf unterirdische Ebene und bekämpft so die für China typische Stadtplanung zugunsten des motorisierten Verkehrs. Zusätzlich sind alle Erdgeschosse durch ein dichtes Netz aus Einkaufs-Arkaden und Plätzen miteinander verbunden, das die Notwendigkeit riesiger überirdischer Shopping-Center überflüssig macht und der Architektur der kleineren Bebauung an der Oberfläche entspricht. So soll dem kulturellen Leben in der Stadt mehr Raum gegeben werden.
Der Gedanke der Sharing Economy wird als weiterer Bestandteil des Masterplans in Form gemeinsamer bzw. geteilter Arbeitsräume in privaten und öffentlichen Räumen realisiert. Diese Räume finden sich im gesamten Stadtviertel und verfügen über eigene Zugänge, innenliegende Atrien und Zugänge zu Cafés, Fitnessstudios und weiteren Gemeinschaftseinrichtungen.
In enger Zusammenarbeit mit den anderen beiden Gewinnern und der Regierung entwickelt das Architekturbüro in Zukunft die endgültige Version des Masterplans, um Shenzhen Bay Headquarters City für ihre Einwohner und Besucher zu einem lebenswerten Raum zu machen, in dem Technologie und Kreativität eine sinnvolle Symbiose eingehen. Vorbilder sind Hafenstädte wie Sydney, Kopenhagen und Singapur.
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