Dass wir unsere Kinder bereits mit wenigen Monaten aus diesen familialen Räumen entfernen und sie stattdessen lieber in institutionellen Umgebungen aufwachsen sehen, ist einerseits Folge unserer kapitalistischen Gesellschaft: Nicht selten sind beide Elternteile gezwungen, erwerbstätig zu sein, um den Lebensunterhalt zu sichern. Andererseits haben wir es gerade in Deutschland versäumt, den positiven Diskurs über Familie zu fördern. Anstatt in Familienwesen zu investieren, d. h. Eltern und ihre Kinder so zu unterstützen, dass ihr gemeinsames Leben gesichert ist und sie sich innerhalb unserer Gesellschaft erwünscht und auch gehört fühlen, finanzieren wir nach wie vor lieber den Aus- und Neubau weiterer Kindergärten, Kitas etc., die Familien voneinander trennen. Die Folgen zeigen sich vor allem in denen, die am wenigsten dafür können – nie zuvor in der Menschheitsgeschichte litten Kinder so sehr unter Depressionen, Verhaltensstörungen etc. Wenn wir diesem Trend Einhalt gebieten wollen, muss es vor dem Hintergrund unserer gegenwärtigen Situation und den Erkenntnissen Jean Jacques Rosseaus endlich zur Aufgabe unserer Gesellschaft und der Stadtentwicklung werden, familien- und kinderfreundliche Konzepte und Strukturen zu entwickeln. Hierzu gehören nicht nur neue Modelle, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern, sondern auch urbane Räume, in denen sich Kinder frei bewegen und eigenständig auf Entdeckungsreise gehen können sowie Angebote, die ihre Teilhabe an Gesellschaft fördern. Welche Schritte hierfür notwendig sind und welche Kommunen bereits mit gutem Beispiel vorangehen, lesen Sie in dieser Ausgabe.