
© Studio Precht
Obwohl der ‚Parc de la Distance‘ bewusst den physischen Abstand zwischen Menschen fördert, ist sein Design trotzdem durch den Menschen geformt. Das zentrale Motiv ist der Fingerabdruck und gleich seiner Linienführung ziehen sich die Wege durch die hügelige Landschaft. Jeder Weg hat am Ein- und Ausgang ein Tor, das anzeigt, ob der Weg besetzt oder frei zum Flanieren ist. Die Gassen sind jeweils 2,4 m voneinander entfernt und haben als Unterteilung eine 90 cm breite Hecke. Entlang ihres Weges gehen die Parkbesucher auf rötlichem Granitkies. Obwohl die Besucher während eines Großteils des Weges einander nicht sehen können, hören sie vielleicht Schritte auf den Kieselsteinen der benachbarten Wegen.

© Studio Precht
Jeder einzelne Weg ist etwa 600 m lang. Die Höhe der Pflanzgefäße variiert auf diesem Weg und verleiht den Hecken im ganzen Park unterschiedliche Höhen. Manchmal sind die Besucher völlig in die Natur eingetaucht, ein anderes Mal tauchen sie über die Hecke auf und können über den Garten hinweg sehen. Zu allen Zeiten halten sie jedoch einen sicheren physischen Abstand zueinander ein.
Ähnlich den wellenförmigen Mustern eines japanischen Zen-Gartens schlängeln sich die Pfade langsam spiralförmig auf ein Zentrum zu, wo Fontänen auf die Besucher warten. Diese symbolisieren die Quelle des Lebens und des inneren Gleichgewichts. Vom Zentrum aus zirkulieren die Besucher weiter nach außen. Die individuelle Reise dauert etwa 20 Minuten und bietet etwas ganz Einzigartiges für belebte Stadtgebiete: Einen kurzen Moment der Einsamkeit. Eine vorübergehende Abgeschiedenheit von der Öffentlichkeit. Ein Moment zum Nachdenken, zum Meditieren oder einfach nur, um allein durch die Natur zu gehen. Chris Precht betont: „Die Pandemie hat uns gelehrt, dass wir mehr Rückzugsorte im urbanen Raum brauchen. Man könnte sagen, die Stadt soll nicht durch real-estate, sondern durch real escape geprägt sein, also Möglichkeiten, in die Natur zu entfliehen.“
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