
© Ossip van Duivenbode / MVRDV
308 Wohnungen, 162 davon für Mieter:innen mit wenig Einkommen, Büros, Einrichtungen der Universität, Geschäfte und vieles mehr – derart vielseitig zeigt sich der Appartementkomplex Ilot Queyries östlich des Garonne-Flusses in Bordeaux. Nach Plänen des niederländischen Architekturbüros MVRDV realisiert, ist es eines von vier Projekten aus dem Entwicklungsplan Bastide-Niel. Zusammen mit den lokalen Architekt:innen von Flint haben MVRDV einen fast 200 Meter langen, unregelmäßig geformten Wohnkomplex um einen 5.200 m großen Innenhof entstehen lassen, dessen dynamische Formen sämtliche Dimensionen erfassen: Zum einen ist die unterschiedliche Höhe der Gebäudeteile auffallend. Im Südosten beträgt diese nur ein Stockwerk über der Straßenebene, wohingegen das nord-östliche Ende ganze neun Etagen erreicht und in einer Glaskrone gipfelt. Hier findet sich ein Restaurant mit Blick über den Fluss und das UNESCO Weltkulturerbe Bordeaux. Generell sind alle Fassaden, die an Straßen grenzen, niedriger als solche, die auf den Innenhof blicken. Ungewohnte Bewegung zeigt sich auch in der Dachlandschaft: Je nach Relation zur Sonne haben die Dächer einen Winkel zwischen 14 und 45 °. Im Inneren der Appartements nehmen die unterschiedlichen Dachschrägen Einfluss auf Form und Funktion der Räume und verleihen so jeder Wohnung Individualität. Auch Material und Farbe haben die Designer:innen und Architekt:innen von MVRDV und Flint äußerst wirksam eingesetzt: Mit einer eigens entwickelten Keramik für Fassaden und Dächer zeigt sich der Komplex nach außen farblich zurückhaltend und spielt durch eine unregelmäßige Anordnung der Keramikplatten gleichzeitig mit sich ständig wechselnden Schattenformen. Im Innenhof zeigt sich dagegen Stuck in einem hellen und auffallenden Rot, das zusammen mit der Bepflanzung und der expressiven Formensprache des Baus in einer regelrecht expressionistischen Ästhetik kulminiert.

© Ossip van Duivenbode / MVRDV
Die innere Parkanlage ist durch mehrere Pforten zu erreichen und öffnet den Komplex auch zur Nachbarschaft. Mit Blick auf das sehr fahrradfreundliche Viertel lässt eine Tiefgarage parkende Autos verschwinden. Als erstes und größtes Gebäude des Bastide-Niel-Plans fungiert Ilot Queyries, das im Herbst 2021 fertiggestellt wurde, als Testobjekt für Ideen und Konzepte was Grünanlagen, Kosten, offene Grenzen, Komfort und ein Spiel aus Licht und Schatten angeht.
Bilder im Slider: © Ossip van Duivenbode / MVRDV
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