
Das Modell des erstplatzierten Entwurfs © Diller Scofidio + Renfro
Die Tänzerin und Choreografin Pina Bausch gilt als Ausnahmekünstlerin: Als Pionierin des modernen Tanztheaters verhalf die in Wuppertal verwurzelte Choreografin der Wuppertaler Tanzszene im Laufe der letzten Jahrzehnte auf internationaler Ebene zu Aufmerksamkeit und Ansehen. Mit dem neuen Pina Bausch Zentrum soll ihr, und indes dem Tanzen selbst, nun eine moderne Institution gewidmet werden, ohne musealen Charakter und offen für alle Menschen. Damit ist sie weltweit die erste weibliche Choreografin, der eine solche Ehre zuteilwird.
Der Neubau auf der sogenannten Kulturinsel am Wupperbogen hat die Aufgabe, den Bestand des denkmalgeschützten Schauspielhauses und des Sopp’schen Pavillons zu einem urbanen Begegnungsort zu verbinden. Für die Realisierung dieses ambitionierten Projektes lobte die Stadt Wuppertal im April 2022 einen begrenzten, zweiphasigen, anonymen und nicht offenen Wettbewerb aus. Am 01. Juni 2023 wurden nach zwei Jurysitzungen aus den zahlreichen Bewerbungen die drei Preisträger:innen ausgewählt.
Drei Gewinner:innen
Die Wettbewerbsaufgabe umfasste vier Nutzungen: die Pina Bausch Foundation, das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, ein internationales Produktionszentrum sowie das Forum Wupperbogen zur Implementierung der Partizipation in allen Handlungsfeldern. Bei der Bewertung beachtete die Jury besonders die Kriterien der städtebaulichen Konzeption, der Gestaltung und Funktion sowie auch der Realisierbarkeit.

Der Entwurf ist durch die einladende, stadträumliche Geste geprägt. © Diller Scofidio + Renfro
Der erstplatzierte Entwurf von Diller Scofidio + Renfro überzeugt hier besonders durch die stadträumlich prägenden Achsen und die Verwebung von Innen- und Außenraum. Gemeinsam mit den Bestandsgebäuden bildet das Konzept ein Gesamtensemble mit eigener Identität. Das Erscheinungsbild des Neubaus prägt ein mit recyceltem Stahl konstruierter, auskragender Glasriegel, der in Nord-Süd-Richtung den bestehenden Vorplatz mit dem neuen Freiraum am Wupperufer verbinden soll. Die Überdachung durch den Riegel betont den Eingang, der durch die geschützte Bauweise auch für informelle Veranstaltungen genutzt werden kann. In der Spitze der Auskragung befindet sich der Ballettsaal mit großzügiger Verglasung, sodass zwischen dem Alltag der Tänzer:innen und dem städtischen Treiben eine direkte Beziehung entsteht. Im Zentrum der Ost-West-Achse liegt der sogenannte Performance-Hof als Verbindung der bestehenden Gartenhöfe. Der Platz im Freien bildet das Herzstück des Projektes und ist variabel bespielbar. Architektin Elizabeth Diller erklärte zur Eröffnung der Wettbewerbsausstellung passend dazu: „Spaces for dancers could be everywhere“- und dieses Bekenntnis zur Flexibilität und Offenheit für alle Menschen macht der Entwurf spürbar.
Das Berliner Büro Hascher Jehle Architektur konnte mit dem Beitrag eines horizontal begrünten Holz- und Glaskubus mit vorgeschaltetem Pavillon den zweiten Platz erreichen. Auf dem dritten Platz haben Auer Weber mit der städtebaulichen Collage überzeugt, die die frontale Bespielung des Ensembles aufbricht und den Neubau in einer verbindenden Kreiskonstruktion ausführt.
Auf die Bekanntgabe der Preisträger:innen folgt nun für alle drei das Vergabeverfahren nach EU-Recht und der Eintritt in das Verhandlungsverfahren. Anschließend wird die Entscheidung über die tatsächliche Auftragsvergabe getroffen. Festlegungen über Kosten und Daten der Fertigstellung werden im folgenden Planungsprozess geklärt.
Die vielseitigen Ergebnisse des Wettbewerbs können im Rahmen einer Ausstellung im Schauspielhaus bis zum 18. Juni bestaunt werden. Aktuelle Informationen finden sich auf der Website des Pina Bausch Zentrums.
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