Wo passiert Energiewende im Ruhrgebiet? Wo gibt es bereits Strategien und Projekte zu Klimaschutz, Energie- und Ressourceneffizienz, Mobilität und Verkehr? Wo richten sich stadtplanerische Aktivitäten nach den Erfordernissen der Energiewende? Wo wurden bereits Netzwerke für die Energiewende gegründet?
Auf diese und andere Fragen möchte die „Landkarte der Energiewende“, als Informations- und Wissensplattform zur Energiewende im Ruhrgebiet Antworten geben. Das Kartenwerk, welches in dem Projekt „Rahmenprogramm zur Umsetzung der Energiewende in den Kommunen des Ruhrgebiets“, gefördert durch die Stiftung Mercator entstanden ist, lädt seit Ende November 2016 dazu ein, sich das Transformationpotenzial der Region Ruhr anhand verschiedener kuratierter aber auch dynamischer Kartierung vor Augen zu führen. Die interaktive Plattform soll den Zweck erfüllen, die Vielfalt gesellschaftlicher und staatlicher Transformationsaktivitäten hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft, im Sinne eines ökologischen Fortschritts und bestehender Dynamiken in Bezug auf die Energiewende, auf integrierte Weise darzustellen und räumlich zu verorten. Dabei richtet sich die Landkarte gleichermaßen an kommunale und politische Akteure aus der Region, als auch an interessierte Bürger, welche hier schnell einen integrierten Überblick über die Thematiken der Energiewende gewinnen können. Die gesteigerte Übersichtlichkeit und Dichte der Informationen soll ein koordiniertes Handeln und ein voneinander lernen auf regionaler Ebene anregen.
So kann etwa ein kommunales Programm als ein konkretisierender Vorschlag verstanden werden, wie Politik die Zukunft im Ruhrgebiet hinsichtlich eines bestimmten Bereichs auszugestalten gedenkt. Derartige Programme transportieren damit immer auch Werte, Präferenzen, Visionen und zugleich auch mögliche Wege und Alternativen. Sie stellen einen spezifischen Ausgestaltungsvorschlag einer Zukunft dar, die von den jeweiligen verantwortlichen Akteuren als wünschens- und erstrebenswert wahrgenommenen wird. Dies ist auch dann der Fall, wenn diese Pläne zu einem späteren Zeitpunkt nicht umgesetzt oder abgewandelt werden sollten. Das Selbe gilt für Projekte aus der Zivilgesellschaft.
Auf diese Weise wird die Energiewende als ein Vorhaben visualisiert, das auf die dezentrale Ausgestaltung, also auf ein Ineinandergreifen von top-down- und bottom-up-Prozessen im Sinne der Nachhaltigkeit angewiesen ist. Eine gleichzeitig deduktive und induktive Annäherung an das Thema führt zu einer integrierten Betrachtung unterschiedlicher Governance-Formationen und damit zu einem umfassenden Bild des Untersuchungsraums und dessen Innovationsfähigkeit in Bezug auf die Energiewende.
Die explorative Bestandsaufnahme der Landkarte bezieht sich in Erfassung und die Analyse auf unterschiedliche räumliche Ebenen: Makro-, Meso- und Mikroebene, also von der regionalen-, über die städtische- bis hin zur Quartiersebene. Diese Verschränkung der Betrachtungsweise ermöglicht in der späteren Anwendung ein Zoomen zwischen den räumlichen Ebenen. Durch die aufeinander aufbauende deduktive und induktive Annäherung im Erarbeitungsprozess kann ein dynamisches Bild der Energiewende im Ruhrgebiet sowie dessen Innovationsfähigkeit gezeichnet werden. Das entwickelte Rechercheraster ist dynamisch, explorativ aufgebaut und kann fortwährend weiterentwickelt bzw. ergänzt werden. Erhoben werden sozio-ökonomische und -demographische Daten, Daten aus den Themenbereichen Energie und Klimaschutz sowie ergänzende klimaschutzrelevante Strategien, Programme und Projekte, die mit internationalen, Bundes-, Landes-, kommunalen oder auch anderen finanziellen Mitteln durchgeführt werden bzw. wurden. Die unterschiedlichen, nachhaltigkeitsrelevanten Handlungen der Kommunen und Akteure werden zusätzlich in thematische Aktivitätsfelder unterteilt: Stadtplanung, Mobilität, Energieeffizienz, Klimaschutz, Erneuerbare Energien sowie Beratung und Netzwerke. Zusätzlich zur eigenen Recherche wurden Daten durch das Kulturwissenschaftliche Institut (KWI) und das Wuppertal Institut (WI) bereitgestellt und in den Datenbestand eingebunden.
Ziel der Bestandsaufnahme ist der Aufbau eines umfassenden Datenbestandes zu den nachhaltigkeitsrelevanten Aktivitäten unterschiedlicher Akteure innerhalb der Region, ihrer Städte und Quartiere. Die Datenerfassung erfolgt mit unmittelbarem Raumbezug in ArcGIS und wird in drei Phasen unterteilt: In der ersten Phase konzentriert sich die Recherche auf die Kartierung der kommunalen Aktivitäten in Energiewende und Klimaschutz. Die zweite Recherchephase behandelt die Ausstattung des Raumes mit Infrastruktur und Projekten unterschiedlicher Akteure mit Bezug zur Energiewende oder ökologischer Nachhaltigkeit. In der dritten Phase wird der baulich-räumliche Bestand in einem Baublockmodell erfasst.
Das zentrale Ergebnis des Projektes ist die Veranschaulichung der Ergebnisse aus Bestandserhebung, thematischer und teilräumlicher Analysen in der Landkarte der Energiewende im Internet. Die Ergebnisse aus der Bestandserfassung werden detailliert in einer zoombaren Onlinekarte zur Verfügung gestellt (www.energiewendelandkarte-ruhr.de). Die Ergebnisse aus den vertiefenden Analysen werden in einem zweiten Teil (Projekte) der Website dargestellt und beschrieben. Dieser Teil der Karte stellt auch Ergebnisse aus der Publikation „Geschichten einer Region“ des KWI vor. Somit enthält die Website neben räumlichen Aussagen auch die subjektiven Aussagen der Change Agents, die als ein wesentlicher Teil der bottom-up Prozesse der Energiewende gesehen werden.
Auf eine redundante Ergebnisdarstellung ist aufgrund der vielfältigen inhaltlich, thematischen Bereiche der Landkarte verzichtet worden. Vielmehr werden Auffälligkeiten sowie Muster herausgestellt und hieraus zentrale Feststellungen ableitbar gemacht. Die Karte ist somit für den Nutzer ein Werkzeug zur Exploration der Themenfelder die sein Interesse betreffen. Insgesamt kann die Landkarte dem Ruhrgebiet bestätigen, dass die kommunalen, wie auch privaten und gewerblichen Initiativen zahlreich sind. Dieses Handeln fördert den Ausbau der Erneuerbaren Energien in allen Teilbereichen der Region. Insgesamt ist das Handeln innerhalb der Region noch zu wenig abgestimmt, was durch verschiedene Zuständigkeiten begünstigt wird. Die Landkarte versucht so einen integrierten Überblick zu geben, den Einzelwerke in der Region noch nicht erfüllen konnten.
Ansprechpartner:
Daniel Bläser, TU Dortmund
Weitere Infos unter: www.energiewendelandkarte-ruhr.de
Projektleitung:
Prof. Christa Reicher
Daniel Bläser
Projektmitarbeiter:
Henning Fort
Ilka Mecklenbrauck
Bastian Spliethoff
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