
© School of Architecture. University of Calgary via v2com
Bereits seit einigen Jahren bemühte sich die Stadt Calgary, in der kanadischen Provinz Alberta, das Sicherheitsempfinden und die Lebendigkeit im Zentrum zu verbessern. Neben dem Rathaus und dem Olympic Plaza befinden sich hier auch das City Building Design Lab sowie das Forschungszentrum für die University of Calgary’s School of Architecture, Planning and Landscape (SAPL). Wie andere Städte auch, sieht sich Calgary mit vielfältigen Herausforderungen an seine urbanen Räume konfrontiert – Insbesondere nachts wird die sonst so geschäftige Innenstadt zum Angstraum.

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Sicherheit
Mit dem Namen 9 Block Project entstand eine temporäre experimentelle Installation zur Stärkung des Sicherheitsempfindens und der Belebung des Stadtraums. Das Projekt ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von Stadt und der SAPL. Das rund 75.000 kanadische Dollar-Projekt (ca. 48.400 Euro) ist Teil einer einjährigen Studie, um das Potenzial schnellumsetzbarer und kostengünstiger architektonischer Interventionen für die strategische Verbesserung des Sicherheitsempfindens in städtischen Räumen zu erforschen. In diesem Rahmen führte die Stadt Calgary eine Umfrage zur Wahrnehmung des Ortes durch, vor und nach der Fertigstellung des Projekts im November dieses Jahres.
Leuchtende Holzkonstruktion
Unter der Leitung von Professor Mauricio Soto-Rubio und dem Roboticsspezialist Guy Gardner entwarf und baute ein Team von Studierenden eine 30 Meter lange, leichtgewichtige Holzüberdachung mit vollständig interaktiven 3D-gedruckten Lampen. Die Idee beruht auf der Annahme, dass eine integrative und einladende Gestaltung öffentlicher Räume das Sozialverhalten und gesellschaftliche Leben verbessert. Damit steht das Projekt im extremen Kontrast zu früheren Maßnahmen wie Schutzzäune um die Gebäude, Spikes, Videoüberwachung und andere defensive bauliche Maßnahmen. Im Gegensatz dazu definiert und aktiviert das beleuchtete Holzdach den Straßenraum an der 616 Macleod Trail Se.

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Die integrierten LEDs sind mit Sensoren ausgestattet, die ihnen erlauben, spielerisch auf die darunter herlaufenden Passanten zu reagieren. Gleichzeitig passen sich die Lamellen an die bereits existierenden Eigenschaften vor Ort wie wachsenden Bäumen an. Die Größe der bunt leuchtenden Lampen variiert von etwa 40 cm bis 100 cm Durchmesser. Die Abmessungen, Anzahl der LEDs, die individuelle Geometrie und formale Beziehung zur restlichen Struktur wurden anhand eines Algorithmus optimiert.

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Nachhaltige Prinzipien
Bei der Materialwahl setzte das Team auf knapp 2 cm dickes druckbehandeltes Pappelsperrholz, das mit seiner Leichtigkeit und Wetterbeständigkeit v. a. in den kalten kanadischen Wintern optimal für den langfristigen Einsatz im Freien geeignet ist. Die Holzkonstruktion besteht aus parallel über den Bürgersteig ragenden Balken, die eine Reihe von wellenförmigen Lamellen tragen. Darin wurden die interaktiven Leuchtkörper installiert. Für die Lampen wählte das Team nachhaltigen PLA (Polyactid Acid) Kunststoff. Dieser wird aus nachwachsenden und natürlichen Rohstoffen wie z. B. Maisstärke gewonnen. Und auch bei der Herstellung der Lamellen verfolgte das Team eine strenge Zero-Waste-Policy. Weil es sich bei der Holzüberdachung um eine temporäre Intervention handelt, entwickelten sie zur Befestigung ein innovatives Verbindungssystem. Dieses erlaubte ihnen, das Vordach an das Universitätsgebäude anzubringen, ohne die Fassade dauerhaft zu verändern. Damit entwickelte das Team eine Lösung, die auch bei zukünftigen Projekten dieser Art Unabhängigkeit von bestehenden Gebäude- oder Denkmalschutzvorgaben ermöglicht.
Die 9 Block Initiative tauchte den dunklen Angstraum im Zentrum von Calgary in buntes Licht. Bereits jetzt profitiert der Stadtraum von der Intervention. Damit beweist das Projekt, welches Potenzial die Zusammenarbeit von Studierenden und lokalen Behörden bei der Gestaltung unserer Städte bietet.

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