DIE STADT SCHLAUER MACHEN // WISSEN ALS ZENTRALE RESSOURCE

So wie die Industriegesellschaft und das Auto unsere Städte verändert haben, so wird dies auch die Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts tun. Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf die europäische Stadt? Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich die Internationale Bauausstellung Heidelberg.

IBA heißt vor allem Mut zum Risiko
IBA – das steht kurz für Internationale Bauausstellung. IBAs gehören zu den einflussreichsten Instrumenten der Stadtentwicklung in Deutschland. Bei einer IBA wird in einem Projektzeitraum von bis zu zehn Jahren nach zukunftsweisenden und nachhaltigen Lösungen für räumliche Entwicklungen im Bereich von Architektur und Städtebau gesucht. Somit ist eine IBA ein urbanes Innovationsprogramm, ein Ausnahmezustand auf Zeit. Ein IBA erfordert dabei vor allem eines – Mut zum Risiko und damit verbunden die Bereitschaft, im Städtebau und in der Architektur neue Wege zu beschreiten.

Knowledge Pearl „Heidelberg“ – Magnet für Wissensnomaden weltweit
Heidelberg eignet sich also aufgrund seiner Vorprägung, seiner ganz eigene Stadt-DNA hervorragend als „Reallabor“ für eine IBA. Heidelberg ist eine „Knowledge pearl“, eine kleine Stadt, deren Universitäten ihr Image prägt. „Knowledge pearls, laut Willem van Winden, Professor für Urbane Ökonomie an der University of Amsterdam, ziehen Wissensarbeiter aus der ganzen Welt an und auch Forschungseinrichtungen und Unternehmen siedeln sich gerne in diesen Universitätsstädten an. Durch die Nähe zu einer größeren Stadt genießen „knowledge pearls“ die Vorteile einer nahen Metropole, ohne von deren Problemen belastet zu sein. So auch Heidelberg: In unmittelbarer Nähe zu Frankfurt und mit einer historischen Altstadt, dem Universitätscampus Neuenheimer Feld oder dem Campus Bahnstadt verfügt die Stadt über eine prägnante Entwicklungstypologie verschiedener Wissensorte von internationaler Bedeutung, die Wissensarbeiter weltweit anlockt. Sowohl Stadt als auch Universität entwickeln sich im Spannungsfeld zwischen Tradition und Zukunftsfähigkeit. Das Ringen zwischen dem Bewahren und der Innovation birgt ein reichhaltiges Potenzial für das Modell der Wissensstadt von morgen.

Fünf Leitthemen für die Wissensstadt von morgen
In diesem Spannungsfeld arbeitet die IBA Heidelberg. Dabei konzentriert sie sich auf die fünf Leitthemen Wissenschaften, Lernräume, Vernetzungen, Stoffkreisläufe und übergreifend die koproduzierte Stadt. Zu jedem Leitthema initiiert und realisiert die IBA bis 2022 im gesamten Stadtgebiet von Heidelberg mit unterschiedlichen Akteuren Bauprojekte und –prozesse. So zum Beispiel zum Leitthema Stoffkreisläufe: Hier soll mit der IBA in Heidelberg auf Basis eines Kooperationsnetzwerks von Landwirten, Bewohnern und Einrichtungen angrenzender Ortsteile ein Landwirtschaftspark entstehen – ein Lernraum, an dem Landwirtschaft im direkten Austausch mit einer modernen Großstadt erlebbar gemacht wird.

Ehemalige US-Fläche wird zum Wissensstadtteil
Ein weiteres, großmaßstäbliches Experimentierfeld der IBA: das ehemalige Patrick Henry Village (PHV), die größte Heidelberger US-Konversionsfläche, das zu einem Wissensstadtteil der Zukunft werden soll. Das Patrick Henry Village ist mit knapp 100 Hektar eine herausfordernde, planerische Aufgabe: Die Insellage des PHV erfordert intelligente Zukunftskonzepte in Sachen Mobilität, Städtebau und Freiraumentwicklung. Für Heidelberg eine Randlage, aber im Herzen der Metropolregion Rhein-Neckar mit 2,5 Mio. Einwohnern gelegen, ergeben sich keine naheliegenden Nutzungen. Zur Entwicklung der Fläche hat die IBA eine Prozessstruktur entwickelt, die sogenannte „Planungsphase Null, die ganz verschiedene Akteursgruppen der Stadtgesellschaft in einen Dialog über ihren Stadtteil bringt. Mit MVRDV aus Rotterdam, Carlo Ratti Associati aus Torino, ASTOC aus Köln, Ramboll Liveable Cities Lab aus Überlingen und KCAP aus Zürich sind sowohl junge als auch etablierte, lokale als auch internationale Städtebaubüros an dem Prozess beteiligt, die sich weltweit in ihrem jeweiligen Fachgebiet einen Namen gemacht haben.

Die lernende Stadt – die lernende Ausstellung
Als Teil der IBA Heidelberg „Wissen | schafft | Stadt“ – verantwortet von ihrem geschäftsführenden Direktor Michael Braum und dem kuratorischen Leiter Carl Zillich – werden zwei große Ausstellungen stattfinden: Die Zwischenpräsentation 2018 und die Endpräsentation 2022. Unter dem Arbeitstitel „Das Wissen der Stadt“ macht die Ausstellung 2018 erlebbar, wie eine Stadt vom beforschten Objekt zur forschenden und lernenden Stadt wird. Sie soll eine lebhafte Debatte produzieren, die Menschen, insbesondere aus wissenschaftlichen Einrichtungen und Bildungsinstitutionen, in einen Dialog mit urbanistischen, architektonischen und künstlerischen Strategien bringen. Die Erkenntnisse der IBA Heidelberg sollen in das Alltagshandeln von Politik und Verwaltung, Zivilgesellschaft und Unternehmen einfließen und Veränderungen bewirken, die über das IBA-Finale fortwirken.

Die IBA Heidelberg ist ein Labor auf Zeit. Das Motto: Wissen | schafft | Stadt. Denn eine Stadt, die in wegweisende Wissensbauten investiert, investiert in die Zukunft. In lokalen und internationalen Netzwerken spinnt die IBA bis 2022 ein Netz aus Experten, Unterstützern und Engagierten. Zu ihren Projekten gehören innovative Schulen oder Forschungsgebäude, Museen oder Studentenwohnheime. Mindestens genauso wichtig wie die konkreten baulichen Ergebnisse sind auch die unsichtbaren Resultate der IBA. Sie regt in Heidelberg einen Dialog über die Stadt der Zukunft an. Weitere Informationen online unter: www.iba-heidelberg.de

© IBA Heidelberg // Christian Buck, Steffen Dittmer, Valentina Meuren

Eine Antwort zu “DIE STADT SCHLAUER MACHEN // WISSEN ALS ZENTRALE RESSOURCE”

  1. […] findet ihr außerdem den Gastbeitrag von Merle Plachta zur IBA Heidelberg aus unserer Ausgabe 02/2016 […]

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