Das Projekt trägt den Namen ‚Bechemer Carré – Neues Wohnen am Stadtgarten’ und nimmt damit einerseits Bezug auf ein markantes, gestalterisches Element, andererseits verrät es einiges über die Verortung. Gebaut wird nämlich auf der Bechemer Straße 64, die nur einige hundert Meter vom Ratinger Stadtzentrum entfernt liegt. Das Plangebiet grenzt direkt an den kleinen begrünten Stadtgarten mit Teich und hat mit der Stadthalle sowie dem Stadttheater kulturell geprägte Nachbarn. Bauherrin des Projekts ist die Wohnungsgenossenschaft Essen-Nord eG, die bereits in langer Tradition den Erhalt, aber auch den Neubau von Wohnungen in der Rhein-Ruhr-Region vorantreibt. In Zusammenarbeit mit Hartmann Architekten aus Mönchengladbach entwickelte sie für den Standort ein Konzept, welches die notwendige Wohnbebauung offeriert. „Barrierearm“, „werthaltig“ und „günstig im Betrieb“ waren wichtige Attribute, die der neuen Wohnbebauung von Beginn an zugeschrieben wurden – aus Sicht der Genossenschaft grundlegende Vorgaben für guten Wohnraum in zentral städtischer Lage.
Architekt und Bauherrin war es wichtig, dem viergeschossigen Neubau mit Staffelgeschoss eine angenehme, inspirierende Wohn- und Lebensatmosphäre zu verleihen. Nach ausgiebiger Materialsichtung, entschieden sie sich deshalb für eine helle Fassade aus Klinkerriemchen mit einer horizontalen Bänderung. Der lichtdurchflutete und freundlich durchgrünte Innenhof bildet direkten Bezug zum Baudenkmal, welches nördlich des Neubaus steht. Er verbindet Alt und Neu und nimmt mit zentralliegenden Treppenkernen mit Aufzügen barrierefrei die erforderliche Erschließung auf.
Das Gebäude wird seinen zukünftigen Bewohnern 46 Wohneinheiten mit einer Wohnfläche von ca. 3.560 m² bieten. Dazu gehören PKW-Stellplätze in derselben Anzahl, die dem gedrängten urbanen Umfeld entsprechend, intelligent in einer Tiefgarage realisiert werden. Das Konzept beinhaltet zudem zukunftsfähige Strukturen, die unterschiedliche Zielgruppen berücksichtigen: junge Familien mit ein bis zwei Kindern, mobile Singles, die zwischen den umliegenden Städten und Ratingen pendeln und Zweipersonenhaushalte für Senioren oder kinderlose Paare. Eine nähere Betrachtung verdeutlicht die Vielseitigkeit des Wohnbaus: Das Erdgeschoss bildet den Sockel mit kleinteiligen Wohneinheiten und Eingängen zu den vier jeweils zweigeschossigen Stadthäusern, die in den Baukörper integriert sind. Unterhalb des Erdgeschosses wartet die bereits erwähnte Tiefgarage zusätzlich mit Fahrradabstellräumen auf. Auf gemeinschaftliche Wasch- und Trockenräume wird bewusst zugunsten von Waschmaschinen-/Trocknerstellflächen innerhalb der Wohnungen verzichtet. Über dem Sockelgeschoss werden drei Obergeschosse platziert. Das Gebäude findet seinen Abschluss durch ein nach außen zurückgestaffeltes Dachgeschoss, in dem drei Wohneinheiten, unter anderem eine Penthousewohnung mit Blick über Ratingen, untergebracht werden.
Ein besonderes gestalterisches Element an der Fassade sind die vorgesehen Loggien. Diese werden in lockerer Reihenfolge „spielerisch“ platziert. Das markante Gestaltungselement der Abrundungen bleibt dabei in jedem Fall erhalten. Die auskragenden Loggien fungieren gleichzeitig als Balkone für die darüberliegenden Wohnungen. Im Sockelgeschoss werden den Wohneinheiten kleine private Grünflächen mit Terrassenbereichen zugeordnet. Die Wohneinheiten im Dachgeschoss erhalten durch die Rückstaffelung bereits Sonnenterrassen mit Süd- bzw. Westausrichtung. Städtebaulich ein sehr gelungener Entwurf, der die Natur des Stadtgartens und das Bestandsdenkmal perfekt miteinander verbindet.
Im Zuge der Antragsverfahren gelang den beteiligten Akteuren noch ein weiterer Schachzug. Das brachliegende Baugrundstück wurde geteilt und teilweise mit Flächen der Stadt Ratingen getauscht. Durch die der Stadt zugesprochenen und an den bestehenden Stadtgarten angrenzenden Flächen kann eben jener erweitert werden und den Mehrwert für die Anwohner und Anlieger weiter steigern. Bereits im Frühjahr 2019 beginnt die Erschließung des Grundstücks von der Bechemer Straße aus. Der vorliegende Wildwuchs wie auch die Bestandsbebauung werden zurückgebaut und bei planmäßiger Umsetzung kann das „Bechemer Carré“ bereits im Winter 2020/Frühjahr 2021 seine ersten Bewohner begrüßen.
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